Coronavirus: Amis schlagen nach WHO-Rüffel Europa-Alarm
Das Wichtigste in Kürze
- Europa verzeichnet täglich immer mehr Neuinfektionen mit dem Coronavirus.
- Der Weltgesundheitsorganisation sind Quarantäne-Kürzungen daher ein Dorn im Auge.
- Wie wird sich Bundesrat Alain Berset entscheiden?
Als «Weckruf» bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation WHO die steigenden Fallzahlen in Europa. Täglich werden immer mehr Fälle des Coronavirus bestätigt. Dennoch kürzen viele europäische Staaten ihre obligatorische Quarantäne-Zeit. Der WHO ist dieses Vorgehen ein Dorn im Auge.
Doch nicht nur die WHO hat sich auf die Situation in Europa eingeschossen. In Amerika sprechen verschiedene Medien vom Corona-Alarm.
«Wir haben eine sehr ernste Situation vor uns», sagt Hans Klug, Regionaldirektor der WHO. Vergangene Woche wurden in Europa 300'000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Damit wurden Spitzenwerte vom März übertroffen. «Obwohl diese Zahlen umfassendere Tests widerspiegeln, zeigen sie auch alarmierende Übertragungsraten.»
Hotspot-Kanton Waadt ändert Regeln
Junge Menschen infizieren sich derzeit besonders häufig. Eine Überlastung des Gesundheitswesen ist momentan nicht in Sicht. Seit Ausbruch der Pandemie haben sich in Europa rund fünf Millionen Menschen infiziert. Mehr als 228'000 Personen erlagen den Folgen des Coronavirus.
«Die Fallzahlen vom September sollten als Weckruf für uns alle dienen», sagt Klug. Er verweist auf dabei auf die gute Wirkung der im Frühjahr eingeführten Sperrmassnahmen. Trotz des Anstiegs verkürzen viele europäische Staaten die obligatorische Quarantäne-Zeit. So verkürzte etwa Frankreich die Isolationszeit von 14 auf nunmehr sieben Tage.
Auch die Schweiz könnte am heutigen Freitag die Quarantäne-Zeit verkürzen. Der Kanton Waadt hat seine Quarantäne-Regeln bereits angepasst, wie das Westschweizer Fernsehen «RTS» berichtete. Im Kanton mit den meisten Neuinfektionen muss nur noch in Quarantäne, wer mit einer infizierten Person im gleichen Haushalt lebt. Ansteckungen gebe es vor allem im eigenen Haushalt, so die Begründung.
Keine Änderung bei der WHO
Die WHO hält derweil an ihrer Empfehlung fest. Die Quarantäne soll 14 Tage dauern. Diese Dauer basiere auf den bisherigen Kenntnissen zur Inkubationszeit und der Übertragung der Krankheit.
«Wir würden sie nur ändern, wenn es eine Änderung unseres Verständnisses der Wissenschaft gibt.» Dies sagt Krisenkoordinatorin Catherine Smallwood von der WHO. Welchen Weg wird die Schweiz im Quarantäne-Dilemma wählen? Bundesrat Alain Berset wird an der heutigen Pressekonferenz über den weiteren Verlauf entscheiden.