Coronavirus: Anstieg bei älterer Generation – was sind die Folgen?
Die Infektionen mit dem Coronavirus steigen bei der älteren Generation wieder an. Diese Entwicklung bereitet Epidemiologen grosse Sorge.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Infektionszahlen bei älteren Personen steigen wieder an.
- Das BAG und Epidemiologe Andreas Cerny sind besorgt.
- Ein Besucherstopp in Pflegeheimen könnte eine mögliche Lösung sein.
Lange schienen sich hauptsächlich junge Personen mit dem Coronavirus zu infizieren. «Wir sehen aber eine Tendenz hin zu höherem Alter», warnte Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, letzte Woche.
Und diese Tendenz scheint sich langsam aber sicher zu bestätigen, die Fallzahlen in höherem Alter steigen wieder an.
Es ist schon lange klar, dass ältere Menschen deutlich empfindlicher auf eine Infektion mit dem Coronavirus reagieren. Dem Schutz der Risikogruppe wurde bereits in der ersten Welle viel Bedeutung zugesprochen.
Der Tessiner Epidemiologe Andreas Cerny mahnt zur Vorsicht. Denn die Verbreitung des Virus geht in Altersheimen rasch vor sich.
Rigorose Hygienemassnahmen sind gefordert
An sich seien Alters- und Pflegeheime keine Hotspots, mahnt Cerny. «Oder zumindest nicht im Sinne, dass es dort viele Infektionen gibt. Sondern Orte, an welchen sich besonders gefährdete ältere Personen aufhalten.» Als Beispiel nennt er das Tessin.
Dort gab es zu Beginn der Pandemie «relativ viele Todesfälle in Altersheimen». Nur sehr einschneidende Massnahmen konnten Schlimmeres verhindern. «Mit Abschirmung von der Aussenwelt, rascher Identifikation von erkrankten Bewohnern und Mitarbeitern und rigorosen Hygienemassnahmen gelang es, diese Ausbrüche unter Kontrolle zu bringen.»
Cerny betont, wie gefährlich das Coronavirus für die ältere Generation sei. Denn die Mortalität der über 80-Jährigen liegt in der Schweiz bei 27,1 Prozent. Bei den 70- bis 79-Jährigen liegt sie bei 10,7 Prozent. Und bei den 60- bis 69-Jährigen liegt sie bei 2,9 Prozent.
Besucherstopps wegen Coronavirus vielleicht nötig
«Viele Altersheimbewohner wollen nicht ins Spital und ziehen es vor, im Altersheim durch den Altersheimarzt palliativ betreut zu werden.» Dies sei ein Problem, da dadurch der Kontakt zur Familie unter Umständen stark eingeschränkt sei. «Der Kontakt via Telefon oder Internet bleibt der einzige Kanal zur Kommunikation mit den Lieben.»
Es sei zwingend notwendig, dass die Schutzkonzepte in den Alters- und Pflegeheimen konsequent durchgesetzt werden. Eine hundertprozentige Sicherheit könne jedoch «leider nie garantiert werden».
Besucherstopps sollten generell, so gut es eben ginge, umgangen werden. Aber Cerny warnt: «Besucherstopps sind zwar eine extreme Massnahme, können aber in gewissen Situationen für begrenzte Zeit notwendig sein.»