Coronavirus: Bauern suchen Ersatz für ausländische Hilfskräfte

Redaktion
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Bern,

Die Krise aufgrund des Coronavirus stellt die Landwirtschaft vor Herausforderungen. Es werden ausländische Erntehelfer fehlen – und damit auch Fachwissen.

Erntehelfer Landwirtschaft coronavirus
Bauernbetriebe sind in der Erntezeit auf ausländische Hilfskräfte angewiesen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Ernte, Verpackung und Logistik sind Bauern auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen.
  • Deren Einreise ist wegen der Corona-Krise nur eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich.
  • Deshalb nimmt der Schweizer Bauernverband eine nationale Vermittlungsplattform in Betrieb.

Frühlingszeit ist Spargelzeit. Die Ernte des weissen, grünen oder zuweilen auch violetten Gemüses steht bevor. Und dann kommen auch schon die roten Früchte dran. Erdbeeren sind heuer früher reif als andere Jahre.

Hunderte Bauernbetriebe arbeiten seit Jahren mit denselben ausländischen Arbeitern zusammen. Sie kommen aus Polen oder Portugal, 30'000 sind es pro Jahr. Durch die strengen Einreisevorschriften werden viele nun nicht einreisen können. Hinzu kommen Hilfskräfte, die aufgrund der Sicherheitsbedenken ihre Heimat nicht verlassen wollen.

Übergangslösung läuft aus

Damit ausländische Arbeitskräfte, die zwar über einen Arbeitsvertrag aber keine Aufenthaltsbewilligung verfügen, trotzdem noch einreisen können, gilt eine Übergangsregelung. Betriebe können so Personen bei den Behörden melden, so dass der Grenzübertritt am nächsten Tag stattfinden kann. Am Donnerstag ist Schluss damit, dann läuft die Zusicherung der Aufenthaltsbewilligung oder die Beantragung der Meldebestätigung wieder im üblichen Rahmen.

Spargelfeld coronavirus
Ein Spargelfeld in Kerzers FR. - Keystone

Es ist davon auszugehen, dass trotz Bemühungen aller Entscheidungsträger ausländische Hilfskräfte fehlen werden. Was tun? Der Schweizer Bauernverband will spätestens morgen Mittwoch eine nationale Vermittlungsplattform bereitstellen. Diese existiert bereits, jedoch bisher vor allem mit dem Fokus auf die Romandie.

Auf der überarbeiteten Plattform können Bauernbetriebe, die auf weiteres Personal angewiesen sind, inserieren. Aber auch Personen, die aufgrund der Krise arbeitslos sind und die Landwirte unterstützen möchten, können sich eintragen.

Das gleiche Ziel verfolgt ein weiteres Projekt. Der Schweizer Obstverband und der Verband Schweizer Gemüseproduzenten machen gemeinsame Sache mit Coople. Coople ist eine etablierte Schweizer Personalverleihungsplattform mit 300'000 registrierten flexiblen Arbeitskräften. Diese arbeiten in dieser Jahreszeit normalerweise in der Gastronomie und bei Events, nun könnten sie als Erntehelfer eingesetzt werden.

Fachwissen geht flöten

Die Bauern sind froh über alle Massnahmen, die den befürchteten Fachkräftemangel abfedern. Doch selbst wenn diese rein «manpowermässig» wieder Gleichstand zu anderen Jahren erwirken könnten, würde Fachwissen fehlen.

Neue Arbeiter müssen in die Eigenheiten jedes Betriebs eingearbeitet werden. Das braucht Zeit. Mit Hilfsarbeitern, die seit Jahren mit den spezifischen Gepflogenheiten vertraut waren, mussten die Landwirte nicht immer wieder von vorn beginnen.

Doch diese Verzögerung nehmen die Bauern hin. Lieber hat man einen Anfänger in Sachen Spargel stechen, als gar keinen.

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