Maske, Lüften, Abstand halten. Eine neue Studie aus Berlin zeigt eindrücklich, wie sehr diese Regeln die Eindämmung des Coronavirus fördern.
Coronavirus Risiko
Wie hoch ist das Risiko, sich in einer Beiz oder im Supermarkt mit dem Coronavirus anzustecken? Eine Studie aus Berlin hat das Risiko berechnet. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutsche Forscher haben untersucht, wie hoch das Infektionsrisiko in Innenräumen ist.
  • Ohne Maske ist das Risiko, sich mit Corona anzustecken, deutlich höher.
  • Problematisch sind besonders Schulzimmer oder Büros, die zu einem hohen Teil belegt sind.
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Seit gut einem Monat ist die Maske nun auch Pflicht auf dem Bürosessel: Die Schweiz trägt Maske im Büro, in der Bäckerei, in der Ski-Gondel oder grösstenteils im Schulzimmer. Und das ist sinnvoll, zeigt eine neue Studie aus Berlin nun eindrücklich.

Das Hermann-Rietschel-Institut hat berechnet, wie hoch das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus über Aerosole in geschlossenen Räumen ist. Auch haben die Forscher unterschiedliche Räume verglichen. Wie der «Spiegel» berichtet, wurden die Ergebnisse nun als Preprint veröffentlicht, also noch nicht von Fachexperten überprüft.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Masken verringern das Infektionsrisiko markant.

Maske und Raumbelegung entscheidend bei Verbreitung des Coronavirus

Dabei wurden u.a. verschiedene Szenarien im Oberstufen-Schulzimmer mit dem Theater verglichen, dass zu 30 Prozent belegt ist und alle Masken tragen. Ist das Schulzimmer voll belegt und keiner trägt Maske, ist das Infektionsrisiko 23-Mal höher als im Theater.

Anders gesagt: Das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus liegt im Schulzimmer bei 11,5. Ein infizierter Schüler steckt also 11,5 weitere an. Halbiert man hingegen die Klasse und führt eine Maskenpflicht ein, sinkt das Risiko auf 2,9. Das Theater schneidet in der Berechnung am besten ab: Das Infektionsrisiko liegt bei vorhin genannten Bedingungen bei 0,5.

Coronavirus Maske
Oberstufenschüler tragen schon länger eine Maske, in einigen Kantonen wurde die Pflicht zum Schutz vor dem Coronavirus bis zur 4. Primarstufe ausgeweitet. - Keystone

Sobald sich mehr Menschen in einem Raum befinden, steigt das Risiko erheblich an. Ist ein Theater zu 40 Prozent ausgelastet, steigt das Risiko auf 0,6. Ohne Maske ist die Gefahr deutlich höher.

Ein weiterer Vergleich: Ein Fitnessstudio. Ist dieses zu 30 Prozent ausgelastet und keiner trägt Maske, ist das Risiko bei 1,4. Ein infizierter Sportler steckt also mindestens eine weitere Person an. Ist das Fitnessstudio zu 50 Prozent ausgelastet, steckt er ohne Maske 3,4 weitere Personen an.

Risiko in Büro oder vollem Klassenzimmer am höchsten

Spannend für die Schweiz sind angesichts der Lockerungs-Forderungen die Ergebnisse zum Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus in Beizen oder Einkaufsläden. In Beizen, wo beim Essen keine Maske getragen wird, liegt das Risiko bei 25 Prozent Auslastung bei 1,1. Ist die Beiz zur Hälfte belegt, steigt das Risiko bereits um über das Doppelte auf 2,3.

Geht ein Infizierter in einem Laden mit Maske shoppen, ohne sonstige Einschränkungen, steckt er im Schnitt eine weitere Person an. Setzt der Laden die 10-Quadratmeter-Regel (pro Person) um, steigt das Risiko um lediglich 0,1.

Vergleichsweise hoch ist das Ansteckungsrisiko in einem Mehrpersonenbüro. Ist dieses zu 20 Prozent belegt und alle tragen Masken, ist das Risiko bei 1,6. Ist das Büro hingegen zur Hälfte belegt und keiner trägt Maske, steckt ein Infizierter im Schnitt acht weitere an.

Riskanter ist der Studie zufolge nur eine weitere Situation: Ein vollbesetztes Oberstufen-Klassenzimmer, in dem keiner Masken trägt. Hier steckt ein Infizierter gar 11,5 weitere Personen mit dem Coronavirus an. An Schulen und in Büros kommt zu tragen, dass sich die Menschen dort lange aufhalten.

Situation alleine nicht entscheidend, aber...

Für das Infektionsrisiko über die Aerosolpartikel in Innenräumen ist gemäss Studienautoren die eingeatmete Dosis entscheidend. Diese hange unter anderem von der Atemaktivität und der Aufenthaltsdauer im Raum ab. Bei den genannten Vergleichen gingen die Autoren davon aus, dass Abstände eingehalten und regelmässig gelüftet wurde.

Deutlich ist gemäss Studie der Einfluss durch das Tragen einer Schutzmaske. Durch diese kann der Aerosolausstoss und die eingeatmete Menge um rund 50 Prozent gesenkt werden.

Lüften Coronavirus
Um das Ansteckungsrisiko deutlich zu senken, ist regelmässiges Lüften nötig. (Symbolbild) - dpa

Welche Lockerungen demnach am ehesten Sinn ergeben, dazu wollen sich die Studienautoren im «Spiegel» nicht hinreissen lassen. Es gehe ja schliesslich nicht nur um die konkrete Situation alleine. Wer ins Theater gehe, müsse ja noch irgendwie zu seinem Sitzplatz kommen oder auf die Toilette gehen. «Das sind dann alles schon wieder andere Situationen mit anderem Risiko», hält Studienautor Martin Kriegel fest.

Trotzdem zeigen die Berechnungen, dass gut durchdachte und konsequente Hygienekonzepte im Kampf gegen das Coronavirus funktionieren. Und in gewissen Situationen die weitere Kontaktreduktion sinnvoll sein kann. Nicht in die Berechnungen miteinbezogen haben die Studienautoren die neuen Mutationen.

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