Coronavirus: Bund wusste über «Super-Verbreiter» Bescheid
Ein mit dem Coronavirus infizierter Brite hielt sich für kurze Zeit in der Schweiz auf. Er reiste via Flughafen Genf von den Skiferien zurück in die Heimat.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Engländer, der mit dem Coronavirus infiziert wart, steckte elf weitere Personen an.
- Der Mann (53) gilt als «Super-Verbreiter» und hielt sich auch am Genfer Flughafen auf.
- Das BAG weiss über den Mann Bescheid, weitere Massnahmen seien jedoch nicht nötig.
Ein mit dem Coronavirus infizierter Brite macht weltweit Schlagzeilen. Der Mann (53) steckte sich laut britischen Medien vor rund drei Wochen auf einer Konferenz in Singapur mit dem Virus an. Nun wird er als «Super-Verbreiter» des Virus bezeichnet.
Denn er hat elf Menschen mit dem Virus angesteckt. Brisant dabei: Der Brite war auch in der Schweiz. Das BAG weiss Bescheid.
Flug-Passagiere werden kontaktiert
Nach seinem Aufenthalt in Singapur verbrachte er vier Tage in den französischen Alpen, nahe dem Mont Blanc. Gemeinsam mit seiner Familie, berichtet der «Guardian». Dort könnte sich auch der 10-jährige Knabe angesteckt haben, welcher gestern in Neuenburg unter Quarantäne gestellt wurde.
Die Rückreise nach Gatwick (GB) trat der Brite am 28. Januar 2020 mit einem Easyjet-Flug aus Genf an. Zu diesem Zeitpunkt zeigte der Infizierte noch keinerlei Symptome, welche auf eine Infektion mit dem Coronavirus schliessen liessen. Die Fluggesellschaft wurde erst acht Tage nach dem Flug über die Situation informiert.
Das Bundesamt für Gesundheit BAG weiss Bescheid, wie es auf Anfrage von Nau.ch sagt. «Wie in einem solchen Fall üblich, wurden die Flugpassagiere zwei Ränge vor ihm und zwei Ränge hinter ihm kontaktiert und als nahe Kontaktpersonen definiert.»
Warum wurde nicht aktiv kommuniziert? «Weil keine Kontakte stattgefunden haben, welche ein Risiko darstellen würden.» Es bestehe kein Risiko, so Sprecher Daniel Dauwalder. Dementsprechend seien keine weiterführenden Massnahmen vorgesehen.
Darum werden «Super-Verbreiter» von Coronavirus gesucht
Der Brite verbrachte seine Ferien mit neun weiteren seiner Landsleute in einem Chalet im französischen Ort Les Contamines-Montjoie. Fünf davon, darunter auch ein neunjähriger Junge, werden in einem französischen Spital behandelt. Vier weitere Engländer wurden ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert.
Ein weiterer Engländer mit Wohnsitz in Mallorca wurde mit dem Virus infiziert. Somit stieg die zahl der bestätigten Fälle in Spanien auf zwei Personen an. In England verdoppelte sich die Zahl der Fälle von vier auf acht.
Erst gestern Dienstag wurde die Identität des bislang unbekannten Geschäftsmannes bekannt. Dieser meldete sich aus dem St. Thomas Hospital in London, wo er behandelt wird. «Obwohl ich wieder vollständig gesund bin, sind meine Gedanken bei allen, die erkrankt sind.» Auch seiner Familie wurde geraten, isoliert zu werden.
Der Brite wurde gemäss britischen Medien heute Mittwoch aus der Isolation entlassen. Nach zwei negativen Tests innerhalb der letzten 24 Stunden wurde er als vollständig gesund bezeichnet und konnte das Krankenhaus verlassen.
Doch warum wurde überhaupt nach diesem «Super-Verbreiter» gesucht? Viele Forscher sind der Auffassung, dass solche Verbreiter eine Epidemie ausweiten. Mit anderen Worten: Findet man einen «Super-Verbreiter», lasse sich die Epidemie eingrenzen.
Im Schnitt gibt eine mit dem Coronavirus infizierte Person dieses an zwei bis drei andere Personen weiter. Im Falle des britischen «Super-Verbreiter» waren es also weit mehr.