Coronavirus: Darum werden Schweizer plötzlich sorgloser
Die Schweizer lassen bei den Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus nach. Der Respekt vor den Viren sei aber noch immer da, sagt Soziologe Ueli Mäder.
Das Wichtigste in Kürze
- Gerade über das verlängerte Auffahrts-Wochenende wagen sich viele Schweizer nach draussen.
- Die Schweizer zeigen sich immer unvorsichtiger im Umgang mit den Corona-Schutzmassnahmen.
- Soziologe Ueli Mäder erklärt mögliche Gründe.
Die Menschen werden in der Corona-Krise sorgloser. Zu diesem Schluss kommt eine Studie in Deutschland, für welche Landesweit 1000 Personen befragt wurden.
Zwar gibt es aktuell keine vergleichbare Studie für die Schweiz. Doch auch hierzulande dürfte es sich ähnlich verhalten wie bei unserem nördlichen Nachbarn.
Die überfüllte Partymeile in der Basler Steinenvorstadt oder eine überufernde Grillparty in Zürich sind zwar Extrembeispiele. Doch auch der Andrang in den Bergen an Auffahrt und heute Freitag weisen darauf hin.
Im Umgang mit Coronavirus steigt die Zuversicht
Ein Umstand, den auch Ueli Mäder so wahrnimmt. «Der Umgang mit den Schutzmassnahmen ist etwas sorgloser geworden», stellt der Basler Soziologe fest.
Dies aus guten Gründen, wie er betont. «Die Gefahren sind besser einschätzbar» und zudem würden die bisherigen Vorkehrungen ihre Wirkung zeigen. «Das nährt die Zuversicht.»
Die Menschen würden sich auch mit Coronavirus sicherer fühlen. Und verständlicherweise sei nach den Einschränkungen der letzten Wochen der Bewegungsdrang gross.
Mäder: «Menschen wissen, dass Lockerungen kein Freipass sind»
Auch der Drang nach Normalität sei gross. Verstärkt werde er etwa durch die Ventilfunktion der ersten Lockerungen. Aber auch durch den durch breite Kreise erweckten Anschein, die Welt werde untergehen, sollte die Wirtschaft nicht baldmöglichst hochgefahren werden.
Der Respekt vor dem Coronavirus sei aber noch immer da, glaubt Mäder. Zwar würden einzelne die Lockerungsmassnahmen schon etwas eigenwillig interpretieren. «Aber die meisten Menschen wissen sehr wohl, dass Lockerungen kein Freipass sind.» Die Bereitschaft sei weiterhin gross, achtsam zu sein.
Im Falle einer zweiten Welle zeigt sich Mäder zuversichtlich, dass erneute Schutzmassnahmen durchsetzbar sind. Die Plausibilität sei dann ja gegeben. Doch müssten strengere Schutzmassnahmen dann «gut und transparent» begründet sein.