Coronavirus: Das Dilemma der Opfer häuslicher Gewalt

Redaktion
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Bern,

Fachleute rechnen in den nächsten Wochen mit einer verschärften Lage bei den Opfern häuslicher Gewalt. Schon jetzt befinden sich diese in einem Dilemma.

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Eine Frau wird Opfer häuslicher Gewalt (Symbolbild). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Frauenhäuser rüsten sich wegen der Ausnahmesituation für mehr Kapazitäten und Ressourcen.
  • Die aktuelle Situation bugsiert Opfer häuslicher Gewalt ins Dilemma.
  • Sie sollen gemäss Bund nicht weggehen, genau dies wäre aber gemäss Opferhilfe von Nöten.

Verschiedene Politiker befürchten es, auch Fachleute gehen davon aus. Aufgrund der vom Bund ergriffenen Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus, werden die Opfer häuslicher Gewalt in den nächsten Wochen zunehmen. Eine riesige Herausforderung für die sonst schon knappen Platzverhältnisse in Frauenhäusern.

Die Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern betreibt zwei Frauenhäuser im Kanton Bern. «Wir sind alle sehr beschäftigt mit der Pandemieplanung zum Schutz der Klientinnen und Mitarbeiterinnen», sagt Geschäftsführerin Marlies Haller.

Bund mit Task Force, Zürich mit Sofortmassnahmen

Aktuell seien die Anfragen auf der Hotline «AppElle!» der Frauenhäuser im Kanton Bern im normalen Rahmen. Das werde sich aber ändern. «Unsere Erfahrungen zeigen, dass zusätzliche Stressfaktoren wie Enge zur Zunahme von Gewalt führen können.»

Die Stiftung habe Notfallszenarien erarbeitet. «Doch wir brauchen für Infrastruktur und Finanzen Unterstützung. Ausserdem besteht die Gefahr, dass wir durch die Krankheit mit der Zeit weniger Personal haben werden», so Haller.

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Fachleute rechnen in den nächsten Wochen mit einer Zunahme häuslicher Gewalt (Symbolbild). - Keystone

Zürich hat heute Montag reagiert. Die Opferhilfe-Organisationen des Kantons ergreifen Sofortmassnahmen. Sie stellen zusätzliches Personal ein und neue Räume für die Unterbringung von Opfern bereit. Der Kanton empfiehlt den Organisationen, zusätzliche Unterkünfte anzumieten. Eine spätere Übernahme der Liegenschafts- und Personalkosten werde garantiert.

Der Bund beobachtet die Situation mit einer Task Force. Bei einer allfälligen Zunahme der häuslichen Gewalt würde er geeignete Massnahmen prüfen. Federführend ist das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau EBG.

Zuhause bleiben versus weggehen

Marlies Haller bereitet die momentane Situation Sorgen. «Zuhause ist der gefährlichste Ort bei häuslicher Gewalt.» Es gebe also ein grosses Dilemma zwischen der Empfehlung des Bundes, daheim zu bleiben zur Bekämpfung des Coronavirus und der wichtigen Information zu häuslicher Gewalt «Weggehen ist möglich».

Opferhilfe häusliche Gewalt coronavirus
«Weggehen ist möglich» – diese Infos sollten Opfer von häuslicher Gewalt kennen. - stiftung-gegen-gewalt.ch

In einem Communiqué von heute Montag schreibt der Bund, dass Schutzunterkünfte ihre Dienstleistung trotz der ausserordentlichen Lage im gewohnten Rahmen anbieten. Auch die Polizei stehe weiterhin jederzeit zur Verfügung.

Anders ausgedrückt: Bei Opfern häuslicher Gewalt ist weggehen trotz Coronavirus weiterhin möglich.

Hilfsangebote bei häuslicher Gewalt

Im Notfall: Polizei: www.polizei.ch, Telefon 117; Medizinische Hilfe: www.erstehilfe.ch, Telefon 144

Informationen und Adressen zu kostenloser, vertraulicher und anonymer Beratung in der ganzen Schweiz: www.opferhilfe-schweiz.ch

Informationen der Frauenhäuser: www.frauenhaus-schweiz.ch

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