Flavia Wasserfallen (SP) warnt davor, dass Isolation wegen des Coronavirus zu einem Anstieg der häuslichen Gewalt führen kann. Die Risikofaktoren seien erhöht.
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Nationalrätin Flavia Wasserfallen warnt vor Anstieg der häuslichen Gewalt durch die Isolation wegen des Coronavirus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SP-Nationalrätin Wasserfallen appelliert an die Bevölkerung und speziell an die Schulen.
  • Die Risikofaktoren für häusliche Gewalt seien erhöht, die soziale Kontrolle falle weg.
  • Die zuständige Berner Fachstelle begrüsst den Appell Wasserfallens.
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Das Coronavirus legt die Schweiz lahm, nur noch die Grundversorgung ist gewährleistet. Alles was darüber hinausgeht, ist vorerst auf Eis gelegt. «Bleib zu Hause!» lautet das Gebot der Stunde, um die Pandemie einzudämmen und Spitäler nicht zu überlasten.

Ausnahmesituation Homeoffice

Doch Isolation ist für Menschen eine schwierige Ausnahmesituation. Dazu kommen Existenzängste, in vielen Branchen fürchten Arbeitnehmer, trotz der vom Bundesrat in Aussicht gestellten finanziellen Hilfe, um ihre Jobs. Dazu kommt, dass sich Menschen, die zusammenleben, nur noch schwer aus dem Weg gehen können.

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Reinigungs-Fachkräfte desinfizieren ein Tram in Zürich wegen des Coronavirus.
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Mobilisierung der Schweizer Armee für den Coronavirus-Notfall am Dienstag, 17. März 2020 in Ambri.
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Menschenleer zeigt sich der Hauptbahnhof in Zürich am Donnerstag, 19. März 2020.
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Auf Baustellen wird trotz des Coronavirus weiter gearbeitet.
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Ein Restaurant bleibt wegen des Coronavirus geschlossen.
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Der vordere Bereich eines Buses ist wegen des Coronavirus abgesperrt.

Eine Spezialistin für Sozialpsychologie an der Universität Zürich rechnet mit einer Zunahme an zwischenmenschlichen Konflikten. Anne Berthold schliesst nicht aus, dass es in einigen Monaten einen Anstieg in der Scheidungsrate geben wird.

Coronavirus verstärkt Risikofaktoren

Eine Entwicklung, die auch Flavia Wasserfallen Sorge bereitet. Die SP-Nationalrätin richtet sich mit einem Appell an Schulleitungen und Lehrpersonen und warnt: «Die Corona-Situation verstärkt die Risikofaktoren für häusliche Gewalt.»

Coronavirus Häusliche Gewalt
Führt das Coronavirus zu mehr Häuslicher Gewalt? - Keystone

«Es ist mir ein Anliegen, dass wir gerade jetzt, beim Rückzug in die eigenen vier Wände, an die Menschen denken, die zu Hause von Gewalt betroffen sind», schreibt Wasserfallen. «Der tägliche persönliche Kontakt mit Kita-Betreuenden oder Lehrkräften hat eine wichtige Schutz- und Kontrollfunktion für gewaltbetroffene Kinder.»

Soziale Kontrolle durch direkten Kontakt

Wasserfallen bittet deshalb die Lehrerschaft und weitere Bezugspersonen, nebst der Vermittlung von Schulstoff, Formen zu finden, wie jedes Kind in einem regelmässigen Abstand mit der Lehrperson direkten Kontakt haben kann. Skype oder Telefon seien dabei gangbare Wege.

Coronavirus Schule
Schulen bleiben wegen des Coronavirus bis auf Weiteres geschlossen.
Coronavirus - Schweiz
Ein Kleinkind schaukelt auf einem Spielplatz. Wegen des Coronavirus sind alle Schweizer Schulen geschlossen.
Im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus schliessen Tausende Schulen und Kindertagesstätten. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus schliessen Tausende Schulen und Kindertagesstätten. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

«Auch gilt es für die aufsuchende Sozialarbeit und den Bereich der Kita-Betreuung, Angebote einzurichten, damit schutzbedürftige Kinder nicht unter dem Radar verschwinden», so Wasserfallen weiter.

Auf Nachfrage von Nau.ch betont die SP-Nationalrätin: «Es kann auch helfen, wenn wir in der Nachbarschaft aufmerksam sind. Menschen, die nebeneinander wohnen, kennen sich oft. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn wir Zeugen von häuslicher Gewalt werden.»

Flavia Wasserfallen SP
Die Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen spricht im Nationalrat.
Flavia Wasserfallen SP
Die Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen (SP) bei einem Interview mit Nau.ch (Archivbild).
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SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (links, mit Handy) und weitere Bundespolitikerinnen am Frauenstreik vom 14. Juni 2019.

Fachstelle rechnet mit Anstieg

Noch hat sich die Situation noch nicht verschärft, berichtet die Fachstelle Häusliche Gewalt Bern. Die «ausserordentliche Lage» wegen des Coronavirus gilt allerdings auch erst seit Montag um Mitternacht. «Wir haben in den letzten zwei Wochen keine Zunahme an Anrufen verzeichnet, es ist bislang alles im normalen Bereich», sagt Beraterin Lena Feldmann auf Anfrage von Nau.ch.

«Die Risikofaktoren sind derzeit verstärkt. Es kann darum gut sein, dass der Anstieg noch kommt», so Feldmann weiter. Den Appell Wasserfallens begrüsst die Fachstelle. «Wir betonen grundsätzlich immer, dass soziale Kontrolle hilft, häusliche Gewalt zu verhindern. In dieser Ausnahmesituation ist Zivilcourage doppelt wichtig.»

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