Coronavirus: Das müssen Eltern zur neuen Kinderkrankheit wissen

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

Bern,

Die meisten Kinder überstehen eine Infektion mit dem Coronavirus ohne Probleme. Selten kommt es jedoch zu schweren Nebenwirkungen. Ein Kinderarzt erklärt.

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Clowns muntern einen kleinen Patienten in einem Kinderspital auf. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch Schweizer Ärzte verzeichnen Fälle der neuartigen Corona-Folgeerkrankung.
  • Kinder entwickeln in seltenen Fällen eine multiple Gefässentzündung.
  • Auch wenn die neue Erkrankung ein Risiko darstellt: Sie ist extrem selten.

Kinder werden bekanntlich nicht besonders schwer vom Coronavirus getroffen: Junge Menschen erleben meist einen wenig schweren Krankheitsverlauf – das BAG verzeichnet noch keinen einzigen Corona-Todesfall bei Menschen unter dreissig.

Weltweit vermelden Kinderärzte jedoch ein neuartiges Krankheitsbild, welches dem Kawasaki-Syndrom ähnelt: Kinder zeigen nach einer Coronavirus-Infektion eine Gefässentzündng. Müssen sich Eltern Sorgen machen? Nau.ch hat bei einem Kinderarzt nachgefragt.

Kawasaki-Syndrom? Ein Kinderarzt klärt auf

Christoph Aebi, Chefarzt der Pädiatrie am Inselspital Bern, verfolgt die Entwicklung genau. «Es wird zunehmend klar, dass es sich beim ‹Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome› (PIMS) um eine Kawasaki-ähnliche Erkrankung handelt.» Die neuartige Erscheinung stehe anscheinend mit dem Coronavirus in Verbindung.

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Ein Kinderarzt untersucht einen Säugling. (Symbolbild) - Keystone

Dennoch handelt es sich wohl nicht um das Kawasaki-Syndrom, so Aebi: «Die bisher beschriebenen Patienten sind älter und weisen häufiger einen Kreislaufschock auf als Kinder mit dem bekannten Kawasaki Syndrom.»

Grund zur Sorge?

Müssen Eltern aufgrund des neuen Krankheitsbildes Vorkehrungen ergreifen? Besondere Vorsichtsmassnahmen seien nicht zu befolgen, beruhigt Aebi: «Sowohl das Kawasaki-Syndrom wie das PIMS sind sehr selten. Am ersteren erkranken jährlich unter 100 Kinder in der Schweiz, am letzteren im Rahmen der Pandemie bisher fünf bis zehn.»

Sollten Kawasaki-Syndrom oder PIMS jedoch unentdeckt bleiben, besteht eine Gefahr: In der Schweiz gebe es zwar noch keinen PIMS-Todesfall, im Ausland gab es jedoch auch schon fatale Krankheitsverläufe. «Kinder mit Kawasaki-Syndrom oder PIMS haben über mehrere Tage hohes Fieber, bevor es zur Verschlechterung kommt. Bei unklarem Fieber soll der Kinderarzt wie immer frühzeitig kontaktiert werden», empfiehlt Aebi.

Risiko für Langzeitschäden besteht

Kawasaki-Syndrom und PIMS lassen sich in der Regel gut behandeln. In beiden Fällen kommt es zu einer multiplen Entzündung der Gefässe. Davon können auch die Herzkranzgefässe betroffen sein: Es kann zur Bildung von Aneurismen und Stenosen kommen – Erweiterungen oder Verengungen der herznahen Gefässe.

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Ein Kinderarzt horcht mit einem Stethoskop. Noch ist nicht völlig klar, wie Kinder auf das Coronavirus reagieren. - Keystone

Diese Begleiterscheinungen können auch nach dem Abklingen langfristig bestehen bleiben. Damit erhöht sich das Risiko von Herzinfarkten und anderen Komplikationen am Herzen – auch Jahre nach der Erkrankung.

Coronavirus bei Kindern: Durchfall, nicht Husten?

Kinderärzte aus Wuhan beschrieben kürzlich im Fachmagazin «Frontiers in Pediatrics» fünf Fälle schwerer Coronavirus-Krankheitsverläufe bei Kindern. Alle Fälle hatten eine Gemeinsamkeit: Während die Kinder kaum husteten, zeigten sich in allen beobachteten Fällen Verdauungsprobleme und oftmals Durchfall.

Das heisst jedoch noch nicht, dass Durchfall ein Covid-19-Symptom ist: Bei den Fällen handelte es sich um besonders schwere Krankheitsverläufe. Möglich wäre daher auch, dass der Durchfall eine Folge des PIMS und nicht direkt des Coronavirus sei, so Aebi. Ehe der Krankheitsverlauf genau beschrieben werden kann, müssen die Berichte breiter aufgestellter Studien abgewartet werden.

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