Coronavirus: Das nützen Masken – und das sind die Gefahren

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

Bern,

Seit Einführung der Pflicht sind Masken das Diskussionsthema Nummer eins. Was bringt der unbeliebte Schutz vor dem Coronavirus wirklich, und was ist falsch?

Masken Coronavirus
Mittlerweile hat die Wissenschaft den Beweis nachgeliefert: Masken verringern das Infektionsrisiko. Maskenträger in der Gornergrat-Bahn. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mittlerweile konnten Wissenschaftler die Wirkung von Masken gegen Corona belegen.
  • Schutzmasken beeinträchtigen die Atmung nicht in schädlichem Ausmass.
  • Die Sauerstoffkonzentration unter der Maske ist ebenfalls unbedenklich.

Vor etwa zehn Monaten brach das neue Coronavirus erstmals aus. Seitdem haben sich Wissenschaftler weltweit so intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, wie wohl nie zuvor in so kurzer Zeit.

Ständig kommen neue Erkenntnisse zum Virus ans Licht. Eine der wichtigsten ist wohl, dass sich das Coronavirus hauptsächlich durch die Luft überträgt. Das führte auch in den politischen Massnahmen zu einem Paradigmenwechsel: Während die Desinfektion von Oberflächen in den Hintergrund rückte, sollen Schutzmasken der Tröpfcheninfektion vorbeugen.

Doch immer wieder wird am Sinn der Maskenpflicht gezweifelt. Wann ist die Maske sinnvoll – und wann nicht? Nau.ch unterzieht drei Masken-Mythen dem Faktencheck.

«Masken helfen nicht gegen das Coronavirus»

Die Einführung der Maskenpflicht basierte auf Annahmen, nicht Fakten. Vor der Einführung gab es keine wissenschaftliche Grundlage, mit der man eine Verringerung der Corona-Infektionen hätte belegen können.

Tatsächlich schützt ein normaler Mund-Nasen-Schutz nur geringfügig vor einer Infektion mit dem Coronavirus. Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass Infizierte bereits infektiös sind, bevor sie Symptome haben. In dieser Phase bleiben nach wie vor Infektionen unerkannt. Das Maskentragen schützt also vor allem Dritte vor unwissentlich Infizierten.

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Gesundheitsminister Alain Berset macht's vor – und trägt die Maske im Bundeshaus. - Keystone

Dies zu belegen, ist für Wissenschaftler ein schwieriges Unterfangen: Es gibt kein kontrolliertes Umfeld, in dem man die Maskenpflicht gesondert von anderen Schutzmassnahmen untersuchen könnte.

Schweden hat zwar auf eine Maskenpflicht komplett verzichtet, aufgrund des deutlich anderen Massnahmenpakets ist ein Ländervergleich jedoch schwierig. In der Schweiz fehlt ein wissenschaftlicher Nachweis noch, die Behörden halten die Maskenpflicht jedoch für einen Erfolg.

Die Maskenpflicht in Läden habe sicherlich mit dem Infektions-Rückgang mit dem Coronavirus zu tun, schlussfolgert etwa die Freiburger Gesundheitsdirektion.

Wissenschaftler um Timo Mitze haben jedoch inzwischen die Infektionskurven in Regionen Deutschlands mit unterschiedlichen Einführungszeitpunkten der Maskenpflicht verglichen. Sie kommen zum Schluss, dass die Infektionen innerhalb von 10 Tagen nach der Einführung um 2,3 bis 13 Prozent zurückgingen. Beim aktuellen, langsamen Zahlen-Anstieg ist dies ein wesentlicher Effekt, schlussfolgern die Wissenschaftler.

«Masken beeinträchtigen die Atmung»

Dieses Argument gegen Masken hat zumindest zum Teil Berechtigung. Dass das Atmen ohne Maske leichter fällt, dürfte den meisten bereits aufgefallen sein. In den meisten Situationen ist die Atmung jedoch nicht in einem schädlichen Mass beeinträchtigt.

Die WHO rät davon ab, Masken bei sportlichen Aktivitäten zu Tragen. Die erhöhte Atemfrequenz und der damit verbundene Flüssigkeitseintrag beeinträchtigen die Funktionalität der Maske. Beim Joggen oder Velofahren sollte daher keine Maske getragen werden.

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Wo kein Mindestabstand eingehalten werden kann, sollte zum Schutz vor dem Coronavirus eine Maske getragen werden. Solange man sich nicht körperlich beansprucht, bleibt die Atmung nur geringfügig beeinträchtigt. - Keystone

In Alltagssituationen, im ÖV oder beim Einkaufen ist die Atmung nicht so beeinträchtigt, dass dies für gesunde Menschen problematisch ist. Das BAG beruhigt: «Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, da eine Maske genügend Luft durchlässt.»

«Masken schaden der Gesundheit»

Immer wieder weisen Kritiker der Maskenpflicht auf gesundheitliche Risiken des Maskentragens hin. Die meisten Risiken entpuppen sich bei genauem Hinsehen jedoch als nichtig.

Immer wieder wird vor einer CO2-Vergiftung gewarnt: Unter der Maske habe die Luft eine geringere Sauerstoffkonzentration und enthalte mehr Kohlendioxid. Dies sei jedoch kein Problem, erklärt etwa der deutsche Pneumologe Dominic Dellweg gegenüber «Correctiv».

«Die Maske ändert die Zusammensetzung der eingeatmeten Luft nicht.» Alle Moleküle der Raumluft würden die Maske passieren können und würden nicht abgefiltert. «Das sind im wesentlichen Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid.»

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Nach längerem Tragen können sich in Hygienemasken Bakterien und Pilze sammeln. - Keystone

Etwas problematischer sind Bakterien und Pilze, die in der feuchten Maske nach einiger Zeit einen Nährboden finden können.

Die meisten Bakterien, welche sich in Masken finden, stammen aus der ausgeatmeten Luft selbst und sind für den Körper unschädlich. Ein Gesundheitsrisiko besteht auch hier nur in Ausnahmefällen bei Personen mit einem schwachen Immunsystem. Im Zweifelsfall kann dem Problem einfach Abhilfe geschaffen werden: Wird die Maske nach einigen Stunden feucht, sollte sie durch eine frische ersetzt werden.

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