Coronavirus: Erkenntnisse, um richtige Entscheide zu fällen

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Basel,

Das Coronavirus stellt die Schweiz vor schwierige Entscheidungen. Nicht nur Ärzte, Politik und Bundesbeamten. Auch Bürgerinnen und Bürger.

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Entscheide zu fällen ist derzeit nicht einfach. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Krise um das Coronavirus zeigt, dass menschliches Verhalten nicht immer rational ist.
  • Sozialpsychologin Maria Douneva erklärt, was hilft, sich vernünftig zu verhalten.

Soll ich meinen Freund noch umarmen? Soll ich meine Mutter noch besuchen? Soll ich meine Ferien absagen? Soll ich raus zum Joggen? In der aktuellen Situation mit dem Coronavirus und seinen Folgen stehen Menschen oft vor schwierigen Entscheiden.

Die Sozialpsychologin Maria Douneva von der Universität Basel beschäftigt sich in ihrer Forschung mit dem Thema Entscheidungen und beobachtet im aktuellen Umgang mit dem Coronavirus klassische psychologische Effekte – viele davon sind unbewusst. Sie hat praktische Empfehlungen für die aktuelle Corona-Situation formuliert.

Gezielt wahrnehmen

«Das Verhalten von Menschen wird eher von Einzelschicksalen beeinflusst als von Statistiken», erklärt Douneva. Es sei gegenwärtig jedoch wichtig, die allgemeinen Entwicklungen in einer Region, einem Land oder einem Kontinent zu beobachten. Solche Trends zu verstehen, kann helfen, die richtigen Schritte zur richtigen Zeit einzuleiten.

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d - Pixabay

Menschen suchen zudem stets nach Informationen, welche die eigene Sichtweise bestätigen, teils unbewusst. «Wenn ich mich beruhigen will, suche ich nach beruhigenden Meldungen», so die Sozialpsychologin. An solche bestätigenden Meldungen erinnere man sich auch besser. Diese Tendenz kann zu einer falschen Zuversicht führen. Besser: Unvoreingenommen unterschiedliche Einschätzungen berücksichtigen.

Skepsis gegenüber Verschwörungstheorien

Fake News und Verschwörungstheorien verbreiten sich schnell, sogar wenn Menschen sich bewusst sind, dass die Information aus einer wenig vertrauenswürdigen Quelle stammt. «Je öfter man etwas liest, desto wahrscheinlicher ist es, dass man es glaubt», erklärt Douneva. Es sei daher wichtig, Informationen nur dann zu verbreiten, wenn die Quelle kritisch geprüft wurde.

Entscheidungen werden oft aufgrund eigener Erfahrungen getroffen. Bei einer Pandemie fehlen diese allerdings. Das führt zu einer zu optimistischen Sichtweise, so die Sozialpsychologin. «Man denkt, es treffe ja nur ein paar Prozent schwer, da gehöre man selbst nicht dazu.» Doch: Das Virus steckt jede Person potenziell an. Hände waschen und Social Distancing machen daher für alle Sinn.

Die Schweigespirale beim Coronavirus

Für andere ist das eigene Befinden nicht klar wahrnehmbar. Darum haben Menschen manchmal das Gefühl, die einzige Person zu sein, die sich Sorgen macht. «Diese Person traut sich dann zum Beispiel nicht, das Mittagessen abzusagen, weil sie fürchtet, die anderen würden das übertrieben finden», so Douneva. «Macht aber jemand mal den Anfang, stimmen vielleicht alle anderen zu.»

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Soziales Verhalten entspringt oft den Vorstellungen im eigenen Kopf. - Pixabay

Soziale Normen ändern sich mitunter schnell. Heute würde niemand mehr auf die Idee kommen, sich die Hände zu schütteln. Noch vor einer Woche hätte es als paranoid gegolten, den Handschlag zu verweigern. Douneva rät darum: «Man sollte keine Angst haben, jetzt mit einer ungewöhnlichen Massnahme anzufangen, wenn sie empfohlen wird.»

Die Perspektive wechseln

Und soll man die gebuchte Reise nun absagen oder nicht? «Der Mensch hat einen natürlichen Reflex, Investitionen wieder hereinholen zu wollen», so Douneva. Aber eine gebuchte Reise anzutreten, nur weil man bereits bezahlt hat, bringe das Geld nicht zurück.

Es helfe sich zu fragen, wie man handeln würde, hätte man nicht bereits Geld investiert, sagt die Sozialpsychologin. «Wirst du die Reise wirklich geniessen können, wenn du weisst, dass du damit deine Gesundheit, die von anderen sowie die medizinische Versorgung gefährdest?»

Anderen Ratschläge zu erteilen ist einfacher als diese selbst zu befolgen. Ein Perspektivenwechsel hilft: «Zum Beispiel kann man sich fragen, wie man in Zukunft über die heutige Situation denken wird oder was man dem jüngeren Ich aus zukünftiger Sicht raten würde», erklärt Douneva.

«Jetzt denke ich vielleicht: Das sind schwierige Zeiten. Später möchte ich sagen können, dass ich in dieser schwierigen Zeit tat, was ich konnte.» Menschen bereuen im Nachhinein häufig, nicht gehandelt zu haben.

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