Coronavirus: Geldnot, Stress, Homeoffice führen zu Depressionen
Das Coronavirus schlägt aufs Gemüt: Einer Umfrage zufolge leiden während des zweiten Lockdowns deutlich mehr Menschen an Depressionen. Was Betroffenen hilft.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Umfrage zeigt eine deutliche Zunahme schwerer Depressionen im zweiten Lockdown.
- Die Gründe dafür rühren von Sport-Mangel bis hin zu einem Gefühl des Stillstands.
- Eine Expertin erklärt, was Betroffenen hilft.
Längst ist klar, dass das Coronavirus nicht nur für Erkrankte schlimme Folgen haben kann. Soziale Isolation und kaum noch Abwechslung im Alltag – der Lockdown macht vielen Menschen zu schaffen. Das verdeutlicht auch eine aktuelle Umfrage: 18 Prozent der Befragten gaben darin an, an schweren Depressionen zu leiden. Das ist fast jeder Fünfte.
Auffallend oft betroffen sind laut der Studie junge Menschen. Viele schmerzt der fehlende Kontakt zu Gleichaltrigen, wie Marianne Roth auf Anfrage von Nau.ch erklärt: «Sie sind isoliert und leiden unter unsicheren Zukunftsperspektiven», erklärt die Geschäftsleiterin der Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ASP.
Ausgelöst würden Lockdown-Depressionen oft durch einen Mangel an sportlichen Aktivitäten oder ein Gefühl des Stillstands. «Besonders betroffen sind Personen, die bereits eine Tendenz zu Depressionen aufweisen.»
Homeoffice-Stress und wirtschaftliche Sorgen wegen Coronavirus
«Es sind verschiedene Aspekte, die hier eine Rolle spielen.» Das weiss auch Yvik Adler von der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen FSP. «Die Angst vor der Erkrankung am Coronavirus selbst und andere anzustecken sind nur zwei davon.»
Als häufig genannte Belastungsfaktoren zählt Adler beispielsweise wirtschaftliche Sorgen und zusätzlicher Stress bei der Arbeit wegen Homeoffice auf. Auch Schulschliessungen sowie Einsamkeit seien ein Problem.
Psychotherapeutin: «Sorge nicht für sich behalten!»
Doch was tun, wenn man depressive Symptome erlebt? Yvik Adler rät: «Zunächst sollte man das Gespräch mit seinem Umfeld suchen, mit Freunden und Angehörigen. Man sollte die Sorgen nicht für sich behalten, sondern ansprechen.»
Wenn die Symptome über mehr als zwei Wochen anhalten oder schlimmer würden, so solle man unbedingt professionelle Hilfe suchen. «Bei Suizidgedanken raten wir dringend, die kantonalen psychiatrischen Notfall-Anlaufstellen zu kontaktieren.»
Das sieht auch ASP-Geschäfsleiterin Marianne Roth so. Es sei wichtig, Psychotherapie zu besuchen und sich Hilfe und Unterstützung zu holen. «Ausserdem hilft es, sich aktiv zu betätigen.»