Coronavirus: Immer mehr Länder setzen auf Massentests vor Festtagen

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Bern,

Nach der Slowakei will nun auch Österreich einen Massentest wegen des Coronavirus durchführen. In der Schweiz fehlen dazu die nötigen Kapazitäten.

Coronavirus · Slowakei
Zahlreiche Menschen tragen eine Gesichtsmaske, während sie in einer Schlange vor dem Business Information Center darauf warten, sich auf das Coronavirus testen zu lassen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ende Oktober testete die Slowakei fast all ihre Bürger auf das Coronavirus.
  • Österreich und Grossbritannien planen in der Weihnachtszeit ebenfalls Corona-Massentests.
  • In der Schweiz fehlen dazu das nötige Personal sowie Testkits.

Weihnachten rückt immer näher. Doch das grosse Familienfest muss aufgrund der Corona-Pandemie ausbleiben. Bezüglich der Personen, welche man zum Fest der Liebe trifft, ist weniger nun mehr. Zu gross ist das Risiko, dass Heiligabend zur Virenschleuder wird.

Die Rettung des Weihnachtsfestes könnten Massentests sein. Die Slowakei ging als Beispiel voran und testete Ende Oktober fast seine ganze Bevölkerung. Insgesamt wurden 5,6 Millionen Antigen-Schnelltests durchgeführt. Dabei wurden über 50'000 Infizierte und Infektionsherde ausfindig gemacht.

Coronavirus - Italien
Menschen stehen vor einer Corona-Schnelltest-Einrichtung. Südtriol versucht es mit Massentest im Kampf gegen em Coronavirus. Zum Start strömen die Menschen in die Teststationen. - dpa

In der italienischen Provinz Südtirol folgte letzten Freitag dasselbe. 350'000 Personen wurden gebeten, am Massentest teilzunehmen. 270'000 folgten dem Aufruf. Wie die Regierung mitteilte, war gut ein Prozent der Getesteten positiv.

Coronavirus: Alternative zum Lockdown

In beiden Fällen war das Testen nicht Pflicht, die Behörden forcierten aber eine Teilnahme: Wer sich in der Slowakei nicht testen liess, musste in Quarantäne. Im Südtirol mussten Betriebe Mitarbeiter, welche nicht teilnahmen, ins Home-Office schicken. Für gewisse Branchen nicht umsetzbar.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz lobte die Schnelltests der Slowakei als «absolutes Erfolgsbeispiel». Kurz und sein Gesundheitsminister Rudolf Anschober planen nun vor und nach Weihnachten eine grosse Testreihe für die gesamte Bevölkerung. Damit das Weihnachtsfest mit weniger Sorgen über die Bühne gehen kann.

Coronavirus - Österreich
Sebastian Kurz (ÖVP), österreichischer Bundeskanzler, spricht im Bundeskanzleramt bei einer Presse-Videokonferenz zum Thema Corona-Massentests. - dpa

Für eine grosse Teilnehmerzahl versucht es die Regierung mit moralischem Druck: «Einige Minuten für einen Test können einige Wochen Lockdown des ganzen Landes verhindern. Wir bitten die gesamte Bevölkerung, dieses bundesweite Projekt zu unterstützen und sich daran zu beteiligen», so Kurz.

Weihnachtszeit ist Massnahmen-Lockerungs-Zeit

Grossbritannien plant auf die Weihnachtstage hin, seine Massnahmen zu lockern. Premierminister Boris Johnson will abgestimmte Massnahmen mit Wales, Schottland und Nordirland vereinbaren. Ziel ist es, dass über Weihnachten auch Treffen mit Angehörigen mehrerer Haushalte erlaubt sind. Zurzeit sind in Innenräumen nur Treffen von maximal sechs Personen erlaubt.

Wie die «Bild» berichtet, plant auch unser Nachbar Deutschland, seine Regeln aufgrund des Coronavirus zu lockern. Ende Jahr sollen Treffen zwischen verschiedenen Haushalten von maximal zehn Personen ermöglicht werden. Am Mittwoch entscheiden Angela Merkel und die Regierungschefs der Bundesländer, wie die Massnahmen bis Jahresende aussehen sollen.

Pressekonferenz Bundeskanzlerin Merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plant für die Weihnachtszeit die Corona-Massnahmen zu lockern. - dpa

Damit es möglichst zu wenig Ansteckungen mit dem Coronavirus kommt, sollen die Bürger vor den Feiertagen in eine Selbstquarantäne gehen. «Dies kann durch gegebenenfalls vorzuziehende Weihnachtsschulferien ab dem 19. Dezember unterstützt werden», heisst es in einem Beschlussentwurf der Bundesländer.

Zu wenig Kapazitäten in der Schweiz?

Für die Schweiz ist ein Corona-Massentest nicht umsetzbar. Laut dem Basler Kantonsarzt Thomas Steffen würden die Schnelltests zwar «zweifellos mithelfen, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen». Für ein solch grosses Projekt fehlten aber hierzulande das nötige Personal wie auch Testsets.

Er geht sogar davon aus, dass bei freiwilliger Teilnahme auch «nur ein Teil der Bevölkerung an der Testung teilnehmen» würde. Dies wiederum würde den immensen Aufwand nicht rechtfertigen. Steffen geht aber davon aus, dass die Schnelltests in der Schweiz noch breiter zum Einsatz kommen werden.

Weiter empfiehlt er allen Personen mit Symptomen, sich testen zu lassen. Auch das BAG pocht in seiner neuen Kampagne auf breites Testen.

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