Coronavirus: Infektiologe warnt wegen Omikron vor Personalausfällen
Das Wichtigste in Kürze
- In Grossbritannien haben die Corona-Fallzahlen einen neuen Negativ-Rekord erreicht.
- In England fallen deshalb rund 30 Prozent des Gesundheitspersonals aus.
- Ein Schweizer Infektiologe warnt, der Schweiz drohe bald ein ähnliches Szenario.
Als eines der ersten europäischen Länder wurde in Grossbritannien im November die hochansteckende Omikron-Variante nachgewiesen. Seither ist Omikron auf der Insel mit rund 90 Prozent aller Neuinfizierungen zur dominierenden Virusvariante geworden.
Die mutierte Variante des Coronavirus hat zudem zu einem neuen Negativ-Rekord bei den Fallzahlen geführt: Kurz nach Weihnachten verzeichneten die Briten am 29. Dezember über 215'000 Neuinfektionen.
Hinzu kommen tausende Personalausfälle, die sich in etlichen Alltagsbereichen bemerkbar machen. So sind etwa in Supermärkten die Regale wegen Versorgungsproblemen bei Lebensmitteln häufig leer.
Kurz gesagt: Das Vereinigte Königreich wird von Omikron regelrecht überrollt. Dennoch will die britische Regierung für England keine strengeren Massnahmen einführen. Als Grund nennt sie mildere Verläufe durch die Variante.
Coronavirus: Steht den Briten das Schlimmste noch bevor?
Doch ob Omikron tatsächlich so harmlos ist, wagen hiesige Experten zu bezweifeln: «In England sind wegen der hohen Fallzahlen etwa 30 Prozent des Gesundheitspersonals infiziert oder in Quarantäne», sagt Infektiologe Jan Fehr.
Die Herausforderung liege also insbesondere bei den Ausfällen im gesamten öffentlichen und wirtschaftlichen Leben. Aber es gäbe auch andere Probleme, gibt Fehr zu bedenken.
«Die verminderte Schwere der Fälle kompensiert die hohen Fallzahlen nicht unbedingt, sodass es trotzdem zu vermehrten Hospitalisationen kommen könnte. Eine solch ungünstige Entwicklung muss man zumindest in Betracht ziehen.»
Auch für Virologe Andreas Cerny ist es im Moment zu früh für eine Omikron-Entwarnung. Schliesslich sei die Zahl der Hospitalisationen sowie der Todesfälle in Grossbritannien am Steigen.
Darüber hinaus seien die Kurven wie bereits bei den vorherigen Wellen des Coronavirus zeitverschoben. Die Rekordzahlen von Ende Dezember dürften sich also erst in den kommenden Wochen auf das britische Gesundheitssystem auswirken.
«Uns könnte ähnliches Szenario drohen»
Und was bedeutet die aktuelle Lage in Grossbritannien nun für die Schweiz? «Uns könnte ein ähnliches Szenario mit Ausfällen im Gesundheitsbereich, Testknappheit und insgesamt limitierten Ressourcen drohen», meint Fehr.
Hinzu komme ausserdem ein wichtiger Unterschied: «Die Briten haben einen grösseren Anteil an Genesenen, Geimpften und auch Geboosterten.» Tatsächlich liegt die Booster-Quote in Grossbritannien schon bei knapp 60 Prozent, während es in der Schweiz nur 25 Prozent sind.
Braucht die Schweiz strengere Massnahmen?
Doch der Infektiologe hat auch Hoffnung: «Wenn dieser ‹Omikron-Sturm› vorüber ist, könnte dies möglicherweise tatsächlich eine Trendwende in der Pandemie bedeuten.»
Die Frage sei nur, wie gross der Flurschaden ist, welcher aus den kommenden Wochen resultiert.