Coronavirus: Kommt jetzt das Backward Tracing?
Das Coronavirus hat die Schweiz wieder fest im Griff. Dabei stösst auch das Contact Tracing an seine Grenzen. Gäbe es eine bessere Lösung?
Das Wichtigste in Kürze
- Das Contact Tracing in der Schweiz kommt derzeit an seine Grenzen.
- Zudem wird die Effizienz dieses Systems bezweifelt.
- Eine möglicherweise bessere Lösung wäre das Backward Tracing.
Die Corona-Fallzahlen in der Schweiz sind derzeit konstant sehr hoch. Das Contact Tracing sollte die Ansteckungen eindämmen – stösst aber nun an seine Grenzen. Wäre das Backward Tracing eine bessere Lösung?
Beim Contact Tracing versucht man die möglichen Neuansteckungen ausfindig zu machen und in Quarantäne zu schicken. Das Verfolgen der Kontakte erfolgt demnach der Infektionskette entlang. Beim Backward Tracing funktioniert es genau umgekehrt: Dabei wird versucht, die Quelle der Ansteckung zu finden – es wird «rückwärts» gesucht.
Das normale Contact Tracing – «vorwärts» – hat in der Schweiz sein Limit erreicht. Es können weder alle Infizierten noch die Personen, mit denen sie Kontakt hatten, erreicht werden. Eine bessere Lösung muss her.
Kanton Zürich setzt auf Verantwortung der Menschen
Einige setzen auf das Pflichtbewusstsein der Leute. So zum Beispiel der Kanton Zürich. Die Idee dahinter erklärt Kantonsärztin Christiane Meier in der Sendung «SRF Puls».
Demnach soll schnell erreicht werden, bei wem es dringend ist. Auf der anderen Seite sollen die Menschen selber Verantwortung übernehmen. «Wo kann man von den Leuten, die positiv getestet werden, erwarten, dass sie sich die Informationen auch selber zusammentragen und die Personen entsprechend informieren.»
Auch hier wird auf das Contact Tracing in Vorwärts-Richtung gesetzt. Immer mehr Studien zeigen jedoch, dass dieses System gar nicht so sinnvoll ist. Demnach verbreitet nur jede fünfte Person das Coronavirus auch weiter.
Contact Tracing ist zu ineffizient
Die Schlussfolgerung: Das Vorwärts-Tracing ist nicht effizient. Stattdessen sollte die Quelle der Infektion einer Person ausfindig gemacht werden.
Infektiologe Philipp Kohler sagt gegenüber «Puls»: «Um effizienter zu werden, sollte zumindest geprüft werden, ob nicht ein Teil der Ressourcen besser investiert wäre, wenn man Rückwärts-Tracing machen würde.»
Menschen sollen sich wegen Coronavirus ein Kontakt-Tagebuch zulegen
Bei einer Infektion wird dabei gezielt nach Anlässen gesucht, die als sogenannten Superspreader-Event hätten fungieren können. Sich immer an solche zu erinnern, ist jedoch nicht einfach. Deshalb empfehlen Experten ein Kontakt-Tagebuch.
Darin soll jeden Tag festgehalten werden, an welchen Anlässen man sich aufgehalten habe. Im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus erleichtert dies das Rückwärts-Tracen.
Auch Christian Drosten, Infektiologe an der Berliner Charité, fordert in seinem Podcast schon lange ein solches Tagebuch. Jeden Abend solle man sich aufschreiben, wo man an diesem Tag gewesen sei. «Das ist nicht aufwendig», zeigt er sich überzeugt.
Findet man einen Anlass, an dem sich mehrere Personen infizierten, hat man ein sogenanntes Cluster oder einen Superspreading-Event. Alle Teilnehmer müssten dann in Quarantäne. Dadurch kann man weitere Ansteckungen vom selben Event verhindern, die Cluster sollen so unterbrochen werden.