Coronavirus: Massnahmen-Kritiker gründen Privatschule in Schwyz
Sie misstrauen dem Staat – und gründen darum eine eigene Schule. Das Vorhaben der «Urig-Bewegung» im Kanton Schwyz sorgt für Diskussionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Schwyz bewilligt eine Privatschule in Seewen für bis zu 18 Kinder.
- Der Antrag stammt von einem Verein, bestehend aus Staatskritikern.
- Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei die Bewilligung gefährlich, so ein Experte.
Während der Pandemie gründen Kritikerinnen und Kritiker der Massnahmen gegen das Coronavirus die «Urig-Bewegung». Mittlerweile gibt es schweizweit über 50 lokale Gruppierungen.
Laut Angaben auf der eigenen Webseite will der Verein unter anderem die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung fördern. Das setzt die Bewegung in Schwyz nun in die Tat um.
Nach den Sommerferien wird dort eine Privatschule eröffnet, wie der «Bote der Urschweiz» berichtet. Bis zu 18 Primarschülerinnen und -schüler sollen ab dem neuen Schuljahr unterrichtet werden. 12 Kinder seien bereits angemeldet, bestätigt Martin Imhof, Präsident von Urig Schwyz und Schulpräsident, gegenüber der Zeitung.
Kanton erteilt Bewilligung im dritten Anlauf
Der Startschuss erfolgt verspätet. Eigentlich wollte die «Urig-Bewegung» nämlich schon vor über einem Jahr mit der Privatschule startet. Allerdings wurden erste Anträge vom Kanton abgelehnt.
Der Verein habe sich in den nötigen Unterlagen zunächst «eher staatskritisch und wissenschaftskritisch» geäussert. Das erklärt Michael Stähli, Vorsteher des Schwyzer Bildungsdepartements, gegenüber SRF.
Um das Vorhaben weiterzuverfolgen, musste die «Urig-Bewegung» daraufhin eine Selbstdeklaration unterzeichnen. Damit bestätigt der Verein, dass er Staat, Behörden sowie Gesetze anerkennt und nicht im Widerspruch zum Volksschulgesetz unterrichtet wird.
Im dritten Anlauf erteilt der Kanton schlussendlich die Bewilligung. Allerdings werde man genau hinschauen, versichert Stähli. Sollten Verstösse gegen die Selbstdeklaration festgestellt werden, «dann wird das auf dem Tisch des Erziehungsrats landen».
Experte: «Problematisch für gesellschaftlichen Zusammenhalt»
Diese Kontrollen seien bedeutend, findet Experte Georg Otto Schmid von der evangelischen Informationsstelle Relinfo gegenüber SRF. «Bei Vereinbarungen des Staats mit Privatschulen ist es ganz wichtig, dass sie überprüft werden.»
Er stelle fest, dass der Verein dem Staat misstraut. Ziel sei es, mit einer eigenen Schule eine Parallelgesellschaft zu gründen. Und genau da liege die Gefahr, so Schmid. «Wenn Schulen Kindern vermitteln: ‹Der Staat will euch nichts Gutes, nehmt euch in Acht›, dann ist das problematisch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.»
Laut Selbstdeklaration wird der Lehrplan 21 für den Unterricht an der Privatschule in Schwyz wegleitend sein. Innerhalb der «Urig-Bewegung» soll es bereits Pläne für eine Oberstufe geben.