Coronavirus: Nimmt das BAG ganz Spanien auf die Quarantäne-Liste?
Das Wichtigste in Kürze
- Die 14-Tage-Inzidenz in Spanien liegt bei 71,4.
- Somit erfüllt es das Kriterium, um auf die Schweizer Quarantäne-Liste zu kommen.
- Doch es gibt riesige regionale Unterschiede.
- Möglicherweise wählt das BAG daher einen regionalen Ansatz.
Spanien befindet sich seit rund einem Monat in der zweiten Welle. Allein in den letzten 14 Tagen registrierte das Gesundheitsministerium rund 33'600 neue Infektionen mit dem Coronavirus.
Auf genau diesen Zeitraum schaut auch das BAG, um das Risiko für Einreisende aus einem Gebiet einzuschätzen. Bei mehr als 60 Infektionen auf 100'000 Einwohner erfolgt die Einstufung als Risikogebiet. In Spanien liegt diese Zahl momentan bei 71,4.
Coronavirus grassiert im Norden
Doch in einem Land, dass rund zwölf Mal grösser ist als die Schweiz, gibt es grosse regionale Unterschiede. Nach heutigem Stand müssten aus Schweizer Sicht 5 der 17 autonomen Gemeinschaften als Risikogebiet eingestuft werden: Madrid, Navarra, Katalonien, Aragonien und das Baskenland.
Mit Abstand am stärksten betroffen ist die Region Aragonien mit einer Inzidenz von 566. Auch das angrenzende Katalonien und Navarra sind stark betroffen mit einer Inzidenz von rund 150.
Aus Schweizer Sicht gibt es gute Gründe, nicht das ganze Land auf die Liste zu nehmen. Spanien gilt für viele Schweizer als beliebte Feriendestination. Beliebte Ziele wie die Kanarischen Inseln haben die Lage derzeit gut im Griff. Von den über zwei Millionen Einwohnern wurden in den letzten Wochen 141 positiv auf das Coronavirus getestet.
In der Schweiz leben viele Spanier, allein rund 41'000 aus der Region Galizien. Viele davon nutzen die Sommerferien, um die Familie zu besuchen. Auch hier funktioniert das Contact Tracing, die 14-Tage-Inzidenz liegt bei 11,9.
Rückreisende aus kaum betroffenen Regionen würden bei einer Quarantäne-Pflicht an ihren Arbeitsplätzen fehlen. Von ihnen würde jedoch kein erhöhtes Infektionsrisiko ausgehen.
Spanische Botschaft spricht sich für regionalen Ansatz aus
Die spanische Botschaft schreibt auf Anfrage, man stehe seit Beginn der Coronakrise in häufigem Kontakt mit den Schweizer Behörden. Auch die Quarantäne-Liste sei dabei ein Thema.
«Eine zufriedenstellende Lösung wäre eine Lösung, die aus gesundheitlicher Sicht wirksam ist. Gleichzeitig aber auch in beiden Ländern möglichst wenig soziale und wirtschaftliche Schäden verursacht.» Der regionale Ansatz sei eine interessante Option. Die Botschaft verweist dabei auf andere Länder wie Belgien, Deutschland und Frankreich, die diesen Ansatz wählten.
Spaniens Wirtschaft ist stark vom Tourismus abhängig und leidet enorm unter dem Coronavirus. Im Juni etwa reisten nur 204'000 Touristen im Land ein – im Vergleich zum Vorjahr ein Einbruch um 97,7 Prozent. Die Verluste im gesamten Tourismussektor werden in diesem Jahr auf rund 83 Milliarden geschätzt.
BAG schliesst die Auflistung einzelner Regionen nicht aus
Das BAG schliesst die Option einer regionalen Risiko-Bewertung nicht aus. «In der Verordnung ist es rechtlich möglich», bestätigt BAG-Mediensprecher Grégoire Gogniat auf Anfrage. «Daher wäre es in Zukunft schon möglich, eine Region wie Katalonien auf die Liste zu nehmen.»
Wann die nächste Aktualisierung der Quarantäne-Liste erfolgt, gibt das BAG nicht bekannt. Die letzte erfolgte vor genau zwei Wochen, ebenfalls an einem Mittwoch.