Coronavirus: Pflegerverband erklärt tiefe Impfbereitschaft in Heimen
Laut Umfragen will sich nur rund 40 % des Altersheim-Personals gegen das Coronavirus impfen lassen. Der Berufsverband glaubt, es gebe noch viele Unsicherheiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Impfbereitschaft des Personals von Alters- und Pflegeheimen ist eher gering.
- Auch bei den Bewohnern ist die Bereitschaft mit rund 60 Prozent nicht wirklich hoch.
- Laut dem Pfleger-Verband brauche es positive Erfahrungen mit Geimpften im eigenen Umfeld.
Die Impfungen gegen das Coronavirus sollen zunächst für Risikopersonen genutzt werden. Dazu gehören unter anderem die Bewohner von Alters- und Pflegeheimen. Ebenso soll das Pflege- und Betreuungspersonal schnellstmöglich geimpft werden.
Doch laut Umfragen ist ausgerechnet die Impfbereitschaft in den Alters- und Pflegeheimen eher gering. Demnach wollten sich rund 40 Prozent des Pflege- und Betreuungspersonals gegen das Coronavirus impfen lassen. Dies schrieb der Schweizerische Seniorenrat diese Woche in einer Mitteilung. Bei den Bewohnern seien es rund 60 Prozent.
Der Seniorenrat hält das für äusserst erschreckend. Das Pflege- und Betreuungspersonal brauche zum Selbst- und Fremdschutz unbedingt diese Impfung. Sie stünden im direkten Kontakt zu den Bewohnern. Aber auch Senioren, die sich gegen das Coronavirus impfen lassen könnten, müssten dies zu ihrem Schutz unbedingt tun.
Unsicherheiten den Risiken einer Erkrankung gegenüberstellen
«Das primäre Ziel der Covid-19-Impfung ist der Selbstschutz der Person, also des Pflegeheimbewohners, der Pflegefachperson. Uns ist es ein grosses Anliegen, dass die Pflegenden sehr gut geschützt sind und raschen Zugang zur Impfung bekommen.» Das erklärt Yvonne Ribi, Geschäftsführerin Schweizerischer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK, auf Anfrage von Nau.ch.
Natürlich gebe es im Zusammenhang mit der Impfung gegen das Coronavirus noch Unsicherheiten. Allerdings müsse man diese Unsicherheiten den Risiken einer Covid-19-Erkrankung und deren Folgen gegenüberstellen und dann professionell und sachlich abwägen.
«Wir haben das grosse Glück, dass die aktuell zugelassenen Impfstoffe sehr wirksam sind. Und dass sie zu über 90 Prozent vor einem schweren Verlauf schützen. Auch für betagte Personen bietet sie einen Impfschutz von etwa 80 Prozent», sagt Ribi.
Es werde aber noch erforscht, ob und wie die zugelassenen Impfstoffe vor einer Übertragung schützen. Bis dahin seien Abstand halten, Schutzmasken und Hygiene nach wie vor die wirksamsten Massnahmen.
Bereitschaft zur Impfung gegen das Coronavirus sei noch im Fluss
Zur Impfbereitschaft der Bewohnenden der Alters- und Pflegeheime habe der SBK selbst keine zuverlässigen Informationen. Das liege daran, dass «in manchen Heimen die Bewohner noch nicht einmal einen ersten Impftermin haben», so Ribi. «Aus einzelnen Institutionen hören wir, dass rund 80 Prozent der Bewohner sich impfen lassen. Die Gründe, sich gegen eine Impfung zu entscheiden, sind auch bei den Senioren vielfältig und persönlich.»
Der SBK sieht Wege, wie die Impfbereitschaft sowohl beim Personal als auch bei den Bewohnern gesteigert werden könnte: «Es braucht zielgruppengerechte Informationen, Vertrauen und positive Erfahrungen mit bereits Geimpften im eigenen Umfeld.»
Der Verband glaubt, dass die Impfbereitschaft sowohl bei den Pflegenden als auch bei der ganzen Bevölkerung noch im Fluss sei. «Wir sind überzeugt, dass sie mit dem Erfolg und der guten Verträglichkeit der Impfstoffe zunehmen wird.»
Man dürfe nicht vergessen, dass auch junge Menschen schwer und mit Langzeitfolgen an Covid-19 erkranken könnten. «Der Schutz aller Pflegenden ist uns ein zentrales Anliegen. Damit auch die Möglichkeit jedes Einzelnen, etwas zur Eindämmung der Pandemie beitragen zu können, weil so schwere Verläufe verhindert werden. Wir alle würden profitieren, wenn wir wieder ein ganz normales Leben führen könnten», sagt Ribi abschliessend.