Coronavirus: Ethiker über die tiefe Impfbereitschaft in der Schweiz
Ein Impfstoff gegen das Coronavirus rückt näher. Die Skepsis wächst kontinuierlich mit. Ethiker sind überzeugt, die Impfbereitschaft hierzulande wächst noch.
Das Wichtigste in Kürze
- Zahlreiche Impfstoff-Projekte sind auf der Zielgeraden.
- Die Impf-Skepsis wächst weltweit, besonders in der Schweiz.
- Medizinethiker vom Universitätsspital Basel erklären, woran das liegt.
Ein Impfstoff gegen das Coronavirus wird immer mehr zur Realität. Zuerst vermeldeten die Unternehmen Pfizer und Biontech eine 90-prozentige Wirksamkeit ihrer Corona-Impfung. Dann verkündete Moderna gar eine 94,5 prozentige Wirksamkeit ihres Impfstoffs. Auch andere Vakzine befinden sich bereits in der Phase-III der klinischen Studien.
Doch die Skepsis gegenüber Corona-Impfungen wächst weiterhin, besonders in der Schweiz. Wie eine Umfrage des Instituts Leewas Ende September aufzeigt, wollen sich nur 54 Prozent der Schweizer gegen Covid-19 piksen lassen.
Ähnlich sehen die Umfrage-Resultate von der Forschungsstelle Sotomo aus, welche diese Woche im Auftrag des BAG veröffentlicht wurden. Über 60 Prozent gehörten im März und April zu den Impfwilligen. Ende Oktober gaben nur noch 49 Prozent an, sich impfen lassen zu wollen.
Unser Nachbar Deutschland ist bezüglich der Impfbereitschaft deutlich offener. 69 Prozent sind laut der im Oktober durchgeführten Ipsos-Befragung bereit, sich gegen das Coronavirus zu impfen.
Coronavirus: Impfstrategie- und Kampagne könnten es wettmachen
Trotz des Unterschieds sind Charlotte Wetterauer und Jan Schürmann vom Universitätsspital Basel überzeugt, dass die Impfbereitschaft hierzulande noch wachsen wird.
«Bei kluger Impfstrategie und -kampagne haben wir keine Bedenken, dass in der Schweizer Bevölkerung die Impfbereitschaft zu tief sein könnte.»
Anstatt eines Impfzwangs benötige es «vielmehr eine starke Informationskampagne mit offener Benennung der Vor- und Nachteile. Hierbei sollte genau benannt werden, für wen und aus welchen Gründen die Impfung zunächst sinnvoll ist. Dazu sollte an die Eigenverantwortung, aber auch an die Solidarität gegenüber den Mitmenschen appelliert werden», so Schürmann und Wetterauer.
Risikogruppen und Gesundheitspersonal sind die Ersten
Das Bundesamt für Gesundheit strebt eine Impfquote von mindestens 60 Prozent an. Die ersten Zielgruppen, die infrage kommen, sind die Risikogruppen und Personen aus dem Gesundheitswesen. Die langfristigen Folgen sowie Nebenwirkung der neuen Impfstoffe sind noch nicht bekannt, zu schnell wurden sie getestet.
Die Skepsis, wie sie momentan vorherrscht, gerade beim Gesundheitspersonal, sei nicht überraschend: «Eine Impfung ist generell ein Eingriff in eines der höchsten Güter, nämlich das der körperlichen Unversehrtheit.»
Und weiter: «Dabei spielt es keine Rolle, ob man Gesundheitsfachperson ist oder nicht, um sich in seiner Autonomie eingeschränkt zu fühlen. Auch ohne einen formalen Impfzwang kann dieses Gefühl entstehen. Etwa, weil man sich durch die Gesellschaft, die Politik oder die Erwartungen anderer unter Druck gesetzt fühlt», erläutern die Ethiker.