Coronavirus: Schweizer Wellness-Hotels werden überrannt
Wellness-Hotels stehen in der Schweiz hoch im Kurs. Offenbar will sich die Bevölkerung ein kleines Stück Ferien-Feeling in Zeiten des Coronavirus zurückholen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wellness-Hotels in der Schweiz erfreuen sich einer hohen Nachfrage.
- Die Auslastung liegt teils sogar über dem Vorjahres-Niveau.
- Doch wie hoch ist das Corona-Infektionsrisiko in Sauna und Co.? Ein Facharzt ordnet ein.
Nach fast einem Jahr Coronavirus macht sich bei vielen ein zunehmender Reisedrang bemerkbar. Doch wo hin, wenn sich Europa quasi in einem Kollektiv-Lockdown befindet und auch hierzulande fast alles zu ist?
Die Betonung liegt hier auf «fast», denn: Herr und Frau Schweizer haben ihre Lockdown-Ausflucht anscheinend bereits gefunden. Das Motto lautet: Entspannung pur!
Wellness-Hotels in der Schweiz freuen sich über teils überdurchschnittliche Buchungszahlen. Die Menschen flüchten vom öden Lockdown-Alltag in die sprudlige Erholung.
Wellness-Hotels erleben hohe Nachfrage
So erfreut sich unter anderem das Solbadhotel Sigriswil BE am Thunersee an einer aussergewöhnlich hohen Nachfrage. «Das Hotel ist nahezu ausgebucht!», bestätigt das Hotel auf Anfrage von Nau.ch.
Und nicht nur das: «Im Vergleich zum Vorjahr ist die Auslastung sogar leicht höher.» Zudem stellt das Solbadhotel Sirgiswil ein «überdurchschnittlich kurzfristiges Buchungsverhalten der Gäste» fest. Teilweise fänden Anfrage und Anreise am selben Tag statt.
Eine deutliche Steigerung macht sich auch beim Berg-Hideaway La Val in Graubünden bemerkbar. Das Hotel freut sich über zahlreiche Reservationen. «Der Februar ist bis auf wenige einzelne Lücken komplett ausgebucht», so ein Sprecher des Hotels. In den Jahren vor dem Ausbruch des Coronavirus sei die Nachfrage fast nie so hoch gewesen, hält er fest.
Beim Hotel Salzano in Interlaken BE sind vor allem die Wochenenden gut gebucht. Unter der Woche sei es aber es eher ruhig, erklärt die Betriebsassistentin Laura Cecini auf Anfrage. Man merke auch, dass das Restaurant nur für Hotelgäste geöffnet sei, somit habe man auch Mitarbeitende auf Kurzarbeit. Die Zimmerauslastung hat sich hier gegenüber den Vorjahren aber nicht gross verändert.
Ähnlich geht es dem Parkhotel Bellevue in Adelboden BE. Bei den Buchungen konnten im Vergleich zum Vorjahr keine Unterschiede festgestellt werden. Zwar sei das Hotel gut ausgelastet, zu der Zeit sei das aber jedes Jahr so, hält eine Sprecherin gegenüber Nau.ch fest.
Alle Altersklassen unter den Gästen
In allen drei Hotels profitieren Gäste aus allen Altersklassen von dem Wellness-Angebot. Das Solbadhotel Sigriswil beherbergt Einzelpersonen wie auch Pärchen und Familien. «Es sind alle Gästesegmente bei uns im Haus, auch aus allen Altersstufen.»
Und auch das Hotel Salzano bestätigt: «Das Alter der Gäste variiert von Mitte 20 bis 80.» Zu der Hauptkundschaft zählen dort jedoch Pärchen und Einzelpersonen.
Das Hide-Away La Val beherbergt hauptsächlich Pärchen. Ausschlaggebend dafür sei aber auch, dass das Hotel weniger auf Familien ausgelegt sei.
Strenge Schutzkonzepte im Kampf gegen das Coronavirus
Doch so ganz kann man dem Lockdown-Alltag nicht entfliehen. Denn auch in den Wellness-Bereichen herrschen strenge Schutzkonzepte im Kampf gegen das Coronavirus.
«In unserem Spa gilt Maskenpflicht», schreibt das Hotel Salzano. Saunen bilden dabei die Ausnahme. Allerdings dürfen nur Personen, die zusammen angereist sind, auch gemeinsam in die Sauna – also keine Gästedurchmischung.
Auch im Solbadhotel Sigriswil gilt Ähnliches zum Schutz vor dem Coronavirus. In Hotelhalle, Garderobenbereich, Ruheraum und Hotelgang gibt es eine Maskenpflicht, wie der Website zu entnehmen ist. In der aktiven Wellnesszone, sprich Wasserbecken, Saunen und Dampfbäder, gilt allerdings keine Pflicht – unter Einhaltung der 1,5-Meter-Abstandsregel. In den Trockenbereichen wie Liegen, Vorräumen der Saunen und Garderoben muss der Mund-Nasen-Schutz allerdings getragen werden.
Beim Hotel La Val in Graubünden gelten im Wellness ebenfalls strenge Hygieneregeln. Um den Gästen den Aufenthalt so sicher wie möglich zu gestalten, setzt das Hotel im Spa-Bereich zudem auf mehrere Luftreiniger.
Doch droht in eben diesen Zonen ohne Maskenpflicht nicht eine grössere Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken?
Facharzt gibt Entwarnung: Infektion im Wasserbad ist «extrem unwahrscheinlich»
Georg-Christian Zinn, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Hygiene und Infektionsprävention in Deutschland, gibt Entwarnung: Selbst wenn die Viren ins Wasser gelangen, gebe es einen sehr hohen Verdünnungseffekt. Zusammen mit dem Chlor im Wasser ist ein Infektionsrisiko «extrem unwahrscheinlich».
«Die grössten Risiken bestehen an den Stellen, an denen viele Menschen in einem Wellness-Bad zusammenkommen», erklärt der Facharzt. Gemeint sind Orte wie Kassen, Garderoben oder Saunen. Hier sei eine klare Wegführung, Besucherbeschränkung und Vereinzelung nötig, um Ansammlungen zu vermeiden.
Zudem kann auch in einer Wellnesseinrichtung das ÖV-Konzept herhalten: Stosszeiten vermeiden. So wird man am Morgen oder unter der Woche wahrscheinlich weniger Menschen antreffen, als beispielsweise an einem Samstagnachmittag.