Coronavirus: So steht Senioren-Lobby zum Promi-Impf-Vorzug
In Zürich gab man Prominenz den Vorzug bei der Impfung gegen das Coronavirus, um Werbung zu machen. Für Pro Senectute eine nachvollziehbare Entscheidung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Zürich gab der Prominenz den Vorzug bei den ersten Corona-Impfungen.
- So will man der Bevölkerung die Angst vor dem kürzlich zugelassenen Vakzin nehmen.
- Für die Senioren-Lobby ist das die richtige Strategie.
Vor rund einer Woche blies der Kanton Zürich medienwirksam zum Start seiner Impfkampagne. Mitunter den ersten Risikopersonen, die das Vakzin verabreicht bekamen, waren auch prominente Zürcher wie Schauspieler Walter Andreas Müller oder Liedermacher und Schriftsteller Franz Hohler. Die Gesundheitsdirektion wollte so allfällige Zweifel an dem kürzlich zugelassenen Impfstoff von Pfizer/Biontech ausräumen.
Impftermine innert Kürze ausgebucht
Offenbar mit Erfolg: Alle Impftermine in Zürich waren binnen kurzer Zeit ausgebucht. Das Online-Anmeldesystem des Kantons brach unter dem Ansturm für kurze Zeit gar zusammen. Rund 60'000 Anrufe pro Stunde sollen gleichzeitig auf der Hotline eingegangen sein.
Trotzdem kam die Bevorzugung der Prominenz bei den Impfungen nicht nur gut an. Auf Twitter spottete etwa Satiriker Victor Giacobbo: «Eclat nach Bevorzugung bei Corona-Impfung: die Promis wollten sich auch beim Skilift, dem Apple Store und der Gassenküche vordrängeln!»
Eclat nach Bevorzugung bei Corona-Impfung: die Promis wollten sich auch beim Skilift, dem Apple Store und der Gassenküche vordrängeln!
— Viktor Giacobbo (@viktorgiacobbo) January 4, 2021
Pro Senectute: «Gewisse Impfskepsis bei einigen Mitgliedern»
Weniger kritisch sieht es die Senioren-Lobby selber. Denn es bestehe tatsächlich bei einigen Mitgliedern eine gewisse Impfskepsis, sagt Mediensprecherin Tatjana Kistler. «Genau deshalb impfen sich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vor den Augen der Öffentlichkeit, um die Angst zu nehmen und mit gutem Beispiel voranzugehen.»
Auch wenn freiwillig, sollten Menschen mit einem erhöhten Risiko, schwer am Coronavirus zu erkranken, schnellstmöglich Zugang zur Impfung erhalten. «Dies kommt besonders älteren Menschen zugute, die hochaltrige respektive ältere Angehörige mit Vorerkrankung betreuen.» Dieses Vorgehen entspreche einem Bedürfnis, das an Pro Senectute herangetragen wurde, erklärt Kistler.
Grundsätzlich sei der Impfbeginn für die älteren Generationen ein Hoffnungsschimmer am Corona-Horizont. «Pro Senectute ist froh, dass es – nebst den Schutzmassnahmen und Hygieneregeln – dank einer Impfung einfacher möglich sein wird, mit dem Coronavirus leben zu können», freut sich die Mediensprecherin.
Weitere Impftermine sind in Zürich erst wieder ab dem 18. Januar erhältlich. Dann will der Kanton die überarbeitete Infrastruktur erneut online stellen.