Coronavirus: Skeptiker wollen mit Attest Zertifikatspflicht umgehen
Mit einem Arzt-Attest die Zertifikatspflicht zum Coronavirus zu umgehen, ist wohl der Wunschtraum der Impfskeptiker. So einfach ist das aber dann doch nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- In Impfskeptiker-Kreisen kursiert eine Liste von Ärzten, die angeblich Atteste ausstellen.
- Dank diesen soll es möglich sein, die Zertifikatspflicht zu umgehen.
- Gegenüber Nau.ch stellen jedoch die Ärzte klar: Solche Wunder-Atteste existieren nicht.
Die Zertifikatspflicht, die an vielen Hochschulen wegen des Coronavirus eingeführt wurde, stellt ungeimpfte Studierende vor ein Problem. Denn sobald die Covid-Tests nicht mehr vom Bund bezahlt werden, wird der regelmässige Gang ins Testzentrum teuer.
Einige Universitäten haben daher bereits angekündigt, Gratistests für Studierende bereitzustellen. Glaubt man verschiedenen Online-Gruppierungen von Massnahmen-Kritikern, gibt es jedoch noch eine andere Lösung:
In diesen Chats kursiert nämlich eine Liste von angeblichen impf- oder massnahmenkritischen Ärzten. Diese sollen auf Anfrage Atteste ausstellen, die einen von der Testpflicht befreien.
Eine Recherche von Nau.ch hat jedoch eher ernüchternde Resultate ergeben: Bei vielen der aufgeführten «Ärzte» handelt es sich nicht wirklich um Mediziner. Neben Personen mit Doktortiteln in Recht, Sprachen oder anderen Studienfächern finden sich Zahnärzte, Psychiater und sogar Tierärzte auf der Liste.
In den wenigen Hausarztpraxen, die namentlich aufgeführt sind, zeigt man sich überrascht: «Uns ist nicht bekannt, dass man durch Atteste die Zertifikatspflicht umgehen könnte.» Das berichtet etwa der Arzt Frank Berndt aus Unterseen BE auf Anfrage.
Matthias Gauger von der Arztpraxis Muotathal SZ will ebenfalls keine solchen Dokumente ausstellen. Er kann sich jedoch erklären, wieso er möglicherweise aufgelistet ist: «Wir haben impfabwägende Dokumente auf unserer Homepage aufgeschaltet. Vermutlich hat dies dazu geführt, dass unsere Namen auf einer diesbezüglichen Liste erschienen sind.»
Coronavirus: Dutzende Anfragen für Atteste
Ganz anders sieht es bei der Arztpraxis am Egge in Thun BE aus. Hier hat man schon davon gehört, dass Leute sich per Attest von der Zertifikatspflicht ausnehmen lassen wollen. Daniel Beutler bestätigt gegenüber Nau.ch: «Ich erhalte täglich Dutzende solcher Anfragen.»
Der Hausarzt hat sich in der Vergangenheit gegenüber verschiedenen Medien kritisch zur Impfung gegen das Coronavirus geäussert. Er beteuert jedoch, er wisse nicht, wie er auf dieser Liste gelandet sei: «Ich stelle keine Atteste aus, ausser für bei uns registrierte Patienten, bei denen eindeutige medizinische Kontraindikationen für die mRNA-Injektion vorliegen.»
Aber: Auch falls man ein solches Attest erschwindeln könnte, wäre man nicht vom Testen ausgenommen. Personen, die sich nicht impfen lassen können, brauchen trotzdem negative Covid-Tests, um das Zertifikat zu erhalten.
Dass sich jemand aus medizinischen Gründen nicht testen lassen könnte, sei dann doch eher weit hergeholt. Ausser dem Nasenabstrich gibt es schliesslich auch die Möglichkeit für Speicheltests.