Coronavirus: So stark hat sich das Verhalten der Schweizer geändert
Vor drei Wochen verhängte der Bundesrat verschärfte Corona-Massnahmen – doch halten sich die Schweizer auch daran? Google-Daten zeigen auch Überraschendes.
Das Wichtigste in Kürze
- Google hat die Standortdaten von Smartphones ausgewertet und zeigt Verhaltensänderungen.
- Schweizweit belegen die Zahlen einen drastischen Wandel der Gesellschaft.
- Die Westschweizer Kantone sind besonders weit in der Umsetzung, andere hinken hinterher.
Am 16. März verhängte der Bundesrat die ausserordentliche Lage. Damit gingen tiefe Einschnitte ins alltägliche Leben einher. Nach zweieinhalb Wochen Corona-Lockdown in der Schweiz zeigen Standortdaten von Google, wie sehr die Schweizer ihr Verhalten geändert haben.
Doch nicht überall halten sich die Menschen gleich gut an die Regeln. Nau.ch hat die Google-Daten analysiert und vergleicht die Situation in den Kantonen.
Einzelhandel- und Freizeit-Angebote um 81 Prozent reduziert
Die Schliessung aller nicht-essentiellen Geschäfte zeigt sich in der ganzen Schweiz stark. Die Daten vom 29. März weisen in der Google-Kategorie «Einzelhandel und Freizeit» einen Rückgang von 81 Prozent aus. Doch das Spektrum zwischen den Kantonen bleibt gross: Im Jura, in Schaffhausen und Glarus beträgt der Rückgang über 90 Prozent, in der Innerschweiz nur rund 70 Prozent.
Auch bei den essentiellen Geschäften, den Lebensmittelläden und Apotheken, beträgt der schweizweite Rückgang 51 Prozent. Hier sind die regionalen Unterschiede jedoch noch grösser: Hier führen die stark betroffenen Kantone Graubünden und Tessin mit 78 und 69 Prozent die Liste an. In Zug und Nidwalden scheinen die Kunden ihr Einkaufsverhalten kaum verändert zu haben: Der Rückgang beträgt hier nur 2 Prozent.
Mehr Menschen in den Parks als sonst!
Am 29. März verzeichneten die Parks einen Besucher-Rückgang von 40 Prozent im Vergleich zum Normalzustand. Es handelte sich jedoch um einen Schlechtwetter-Tag. Am Tag zuvor lagen die Zahlen im Kanton Aargau im Vergleich zum Mittelwert um mehr als 80 Prozent höher!
Die Menschen flüchten vor dem Homeoffice in die Natur – und zeigen sich in diesem Punkt uneinsichtig: Die Stadt Bern musste aufgrund des grossen Andrangs die Parkanlagen schliessen. Die Massnahme zeigt Erfolg: Während die Zahlen im Aargau um mehr als 80 Prozent stiegen, verzeichnete Bern lediglich einen Anstieg von rund 20 Prozent.
Die Westschweizer sind den Deutschschweizern diesbezüglich nach wie vor voraus: Auch an schönen Wochenenden sind die Genfer und Waadtländer weniger draussen als durchschnittlich.
Homeoffice zeigt Wirkung
«Bleibt zu Hause» – so lautet die Weisung des Bundesrats. Die Schweizer halten sich daran – und verbringen 15 Prozent mehr Zeit zu Hause. Was nach wenig klingt, ist doch nicht zu unterschätzen. Schliesslich verbrachte man schon vor der Krise viel Zeit zu Hause – da sind 15 Prozent schon ein signifikanter Unterschied.
Wie viele Menschen genau Homeoffice machen, wird wohl nicht statistisch ermittelt werden können. Google verzeichnet jedoch beim Aufenthalt an den Arbeitsplätzen einen schweizweiten Rückgang von beeindruckenden 46 Prozent.
Welcher Kanton macht es am besten?
Eine klare Tendenz, welcher Kanton die Regeln am konsequentesten umsetzt, ist nicht erkennbar. Die essentiellen Einkäufe sind jedoch in den am stärksten betroffenen Kantonen – Tessin, Genf, Waadt und Wallis – besonders zurückgegangen.
Eine Ausnahme stellt Basel-Stadt dar – trotz hoher Fallquoten kaufen die Basler im schweizweiten Schnitt noch häufig ein. Dafür bleiben die Basler mit 25 Prozent deutlich mehr zuhause als in den meisten Kantonen.
Die Ländlich geprägten Kantone zeigen verhältnismässig die geringsten Anpassungen des Lebensstils. In weniger dicht besiedelten Kantonen sind die Fallzahlen jedoch trotzdem deutlich geringer. Sorgen machen sollten sich vielleicht die Aargauer: Der Kanton gehört bei Parkbesuchen wie auch bei der Verwendung von ÖV und beim Zuhause bleiben zu den Schlusslichtern.