Coronavirus: USA müssen Impfpflicht für Pflegende aufheben
Die Impfpflicht für Pflegepersonen im Kampf gegen das Coronavirus scheitert in den USA an Personalmängeln. In der Schweiz kommt es wohl gar nicht so weit.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Firmen weigern sich, Joe Bidens Impfobligatorium durchzuziehen.
- Angestellte kündigen lieber, als sich impfen zu lassen.
Um die Corona-Pandemie einzudämmen, hat US-Präsident Joe Biden ein Impfobligatorium für das US-Pflegepersonal verfügt. Wer im Gesundheitsbereich arbeitet, muss sich bis im Januar impfen lassen.
Doch von den Spitälern und Gesundheitsfirmen kommt nun der grosse Widerstand. Ein US-Gericht hat Bidens Impfobligatorium letzte Woche ausgesetzt. Nun haben erste Firmen reagiert und wollen, auch wenn das Obligatorium wieder eingeführt wird, dieses nicht befolgen.
Coronavirus: Personalmangel wegen Impfobligatorium
Das Problem: Mit dem Impfobligatorium müsste Ungeimpften gekündigt werden. Und das können die personell unterbesetzten Gesundheitsanbieter nicht verkraften, berichtet das «Wall Street Journal».
30 Prozent des Gesundheitspersonals in den USA sind einer Umfrage zufolge nicht gegen das Coronavirus geimpft. «Ein Grossteil dieser Leute ist bereit, den Job aufzugeben», so der Berater Wade Symons zur Zeitung. Anstatt sich impfen zu lassen, suchen sie sich lieber einen neuen Job.
Alan Levine ist CEO eines Gesundheitsunternehmens mit 21 Spitälern. 2'000 seiner 14'000 Mitarbeitenden würden wegen der Impfpflicht eine Kündigung in Kauf nehmen. Er glaubt: «So viele Leute zu verlieren, würde unser System nicht verkraften.»
Auch in der Schweiz ein Problem?
In der Schweiz wurde ein Impfobligatorium schon diskutiert. Noch setzen die Spitäler aber auf Sensibilisierung und Aufklärung. Und das offenbar mit Erfolg, wie das Berner Inselspital erklärt: «Aktuell verzeichnen wir bei unseren Mitarbeitenden eine Impf- und Genesenenquote von 87 Prozent.»
Ein Impfobligatorium im Kampf gegen das Coronavirus schätzt auch der Ärzteverband FMH kritisch ein: «Ein generelles Impfobligatorium unterstützt die FMH nicht», so Mediensprecherin Charlotte Schweizer.
Auch der Zusatzeffekt wäre wohl gering, denn: «Inzwischen sind fast alle Ärztinnen und Ärzte entweder geimpft oder genesen.» Viel wichtiger sei laut Schweizer die Bereitstellung der Booster-Impfung für alle, die dies wollen.
Auch der Verband der Pflegefachfrauen und -Männer hält nichts vom Zwangs-Piks. «Ein generelles Impfobligatorium im Gesundheitswesen ist eine Option, die wir nicht unterstützen», so Roswitha Koch. Die Leiterin Abteilung Pflegeentwicklung weist auch auf Personalmangel hin: «Falls eine Institution ein Impfobligatorium prüft, muss dabei das Risiko des Verlustes von ungeimpftem Personal unbedingt berücksichtigt werden.»