Coronavirus: Verschenkt der Bund die fünf Millionen Dosen?

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Bern,

Der Curevac-Impfstoff gegen das Coronavirus wirkt nach erster Zwischenbilanz nur zu 47 Prozent. Gibt die Schweiz die bestellten fünf Millionen Dosen nun ab?

Curevac Coronavirus
Eine Dosis des deutschen Coronavirus-Impfstoffs Curevac. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Corona-Vakzin von Curevac weist nur eine 47-prozentige Wirksamkeit auf.
  • Deutschland plant die laufende Impfkampagne bereits ohne den Impfstoff.
  • Gibt die Schweiz ihre bestellten fünf Millionen Curevac-Impfdosen bald ab?

Curevac musste am Donnerstag schlechte Neuigkeiten überbringen. Der deutsche Impfstoff gegen das Coronavirus hat in einer Zwischenanalyse einer internationalen Studie nur eine 47-prozentige-Wirksamkeit erreicht. Damit habe das Vakzin nicht die «vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien» erfüllt, erklärte Curevac in einer Mitteilung.

Der deutsche Pharmakonzern hoffte noch im Mai auf eine Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA. Dieser Plan musste über Bord geworfen werden. In Deutschland plant man die laufende Impfkampagne gegen das Coronavirus bereits ohne das nur halb-wirksame Vakzin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach von einer «der grösseren Enttäuschungen».

Jens Spahn
Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn. - dpa-infocom GmbH

In der Schweiz prüft Swissmedic das Zulassungsgesuch von Curevac seit Mitte April im rollenden Verfahren. Auf Anfrage sagt Mediensprecher Alex Josty: «Die Dauer der Begutachtung hängt von der Vollständigkeit der eingereichten Daten und den Resultaten der klinischen Versuche ab.»

Bund hat bereits Vertrag mit Curevac unterzeichnet

Der Bund hat schon Anfang Februar einen Vertrag mit Curevac und der schwedischen Regierung abgeschlossen. Inhalt: Die Lieferung von fünf Millionen Impfdosen. Doch wird das Corona-Präparat mit der relativ tiefen Wirksamkeit überhaupt noch gebraucht? Und wenn nicht, kann die Bestellung überhaupt storniert werden?

Curevac Coronavirus
Ein Mann pipettiert in einem Labor des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac eine blaue Flüssigkeit. - dpa

Über das Papier zwischen dem Bund und Curevac wird geschwiegen. Auch, ob die Schweiz die Dosen trotz geringer Wirksamkeit zahlen muss. «Die Vertragsdetails zwischen den Vertragspartnern sind vertraulich», sagt BAG-Sprecherin auf Anfrage. Zum heutigen Zeitpunkt liege auch keine Zulassung für Curevac durch Swissmedic vor. «Deshalb befinden sich zurzeit keine Impfdosen von Curevac in der Armeeapotheke», führt die Sprecherin aus.

Bekannt ist aber: Das BAG prüft zurzeit im Auftrag des Bundesrats die Weitergabe einer Teilmenge der bestellten Impfdosen von Astrazeneca an die internationale Impfinitiative Covax.

Impfrate gegen Coronavirus nimmt zu

«Der Bund wird die Möglichkeit prüfen, Impfstoffe anderen Ländern weiterzugeben, sollten diese in der Schweiz nicht benötigt werden», so die BAG-Sprecherin. Gut möglich also, dass die bestellten Impfdosen, da nicht mehr benötigt, einfach verschenkt werden.

Impfrate
Die Zahl der geimpften und vollständig geimpften Personen in der Schweiz. - Our World in Data / Nau.ch

Hierzulande nimmt die Impfrate von Tag zu Tag weiter zu. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen hat mindestens eine Impfdosis erhalten und rund ein Drittel ist bereits vollständig geimpft. Zudem erhielt die Schweiz im Juni insgesamt über 2,5 Millionen Impfdosen, die bisher grösste Menge Impfstoff innerhalb eines Monats.

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