Coronavirus – Vorbild Tessin: So sieht der Weg aus der Pandemie aus
Das Wichtigste in Kürze
- Die Infektionszahlen sind im Wochen-Vergleich deutlich gesunken.
- Am wenigsten Fälle gibt es derzeit im Tessin – Virologe Andreas Cerny erklärt, wieso.
- Die Pandemie sei nicht überstanden, doch wir befinden uns auf einem guten Kurs, so Cerny.
Nach wie vor zeigt der Trend der Infektionen in der Schweiz deutlich nach unten: Das Coronavirus befindet sich derzeit auf dem Rückzug.
Ein Kanton sticht dabei hervor: Bereits seit Wochen registriert das Tessin die niedrigsten Fallzahlen. Der Tessiner Virologe Andreas Cerny erklärt, was den Südkanton zum Vorreiter im Kampf gegen das Coronavirus gemacht hat.
Rückgang des Coronavirus übertrifft Erwartungen
Kaum jemand hätte einen derart schnellen Rückgang erwartet: Nachmeldungen nicht berücksichtigt lag die 7-Tage-Inzidenz schweizweit zuletzt nur noch bei knapp unter 40. Tiefer lag die Zahl der Fälle pro 100'000 Einwohner zuletzt Ende September vor dem Beginn der zweiten Welle.
Vergleicht man die gestern vom BAG gemeldeten Wochenend-Werte mit denen des vorherigen Wochenendes, zeigt sich ein deutliches Bild: Viele Kantone verzeichneten 50 Prozent weniger Fälle, darunter grosse Kantone wie Bern und die Waadt.
Lässt man die kleinen Kantone mit stark fluktuierendem Infektionsgeschehen ausser Acht, war die Inzidenz in St. Gallen mit 77,1 am höchsten. Das Tessin verzeichnete am anderen Ende des Spektrums nur noch eine Inzidenz von 21,1 Fällen pro 100'000 Einwohner.
Verschiedene Gründe für niedrige Zahlen im Tessin
Dafür, dass ausgerechnet das Tessin die niedrigste Inzidenz aufweist, sieht der Tessiner Virologe Andreas Cerny verschiedene Gründe. Einerseits habe die italienische Region Lombardei noch lange strenge Massnahmen gehabt, wovon auch das Tessin profitiert haben dürfte. Andererseits erlaubten die sommerlichen Temperaturen südlich der Alpen bereits früher, sich draussen zu treffen.
Doch auch eine vorbildliche Impfkampagne habe dazu beigetragen. «Die Kantonalen Behörden haben ihren Job sehr gut erfüllt und die Strategie gut kommuniziert und umgesetzt», erklärt Cerny. Das Tessin weist somit eine der höchsten Impfquoten auf.
«Das Tessin war stark von Covid-19 betroffen. Die meisten Tessiner haben im Familien- und Freundeskreis Personen, die direkt betroffen waren. Sie haben es damit leichter, die möglichen Risiken der Impfung gegen die Erkrankung abzuwägen», schlussfolgert Cerny.
Ausweg sichtbar, aber noch kein Ende der Pandemie
«Die Entwicklung ist auch für mich überraschend positiv und die Stimmung in der Bevölkerung ist optimistisch», beurteilt der Tessiner Virologe die aktuelle Situation. «Wir müssen aber nicht vergessen, dass viele Schutzmassnahmen nach wie vor in Kraft sind.» Die Einhaltung der noch bestehenden Massnahmen bleibe weiterhin wichtig.
Denn während die Schweiz eine deutliche Entspannung erlebt, steigen die Zahlen im Vereinigten Königreich erneut. «Die Entwicklung in Grossbritannien ist sehr beunruhigend. Derzeit breitet sich die Delta-Mutante des Coronavirus rasant aus.»
Dennoch glaubt Andreas Cerny, dass der Ausweg aus der Pandemie gelingt: «Wenn wir weiterhin vorsichtig lockern und genügend Zeit zwischen den Lockerungsschritten zulassen, sollten wir trotzdem ohne grosse Probleme über die Sommermonate kommen.»