Coronavirus: Was bringen die ersten zugelassenen Impfstoffe?

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Zürich,

Das Rennen um einen Impfstoff gegen das Coronavirus läuft. Nun warnt ein Experte der Taskforce des Bundes: Die ersten Impfstoffe vollbringen wohl keine Wunder.

Daniel Speiser Coronavirus
Experte Daniel Speiser warnt, man soll sich bei den ersten Impfungen gegen das Coronavirus nicht zu viel Hoffnung machen. - Screenshot SRF/Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Welt wartet auf einen Corona-Impfstoff.
  • Nun warnt ein Experte: Der erste zugelassene Impfstoff werde nicht alle Probleme lösen.

Wie lange geht es noch, bis ein Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen wird? Diese Frage stellt sich die ganze Welt.

Coronavirus Impfstoff
Die ganze Welt wartet auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus. - Keystone

Prinzipiell soll eine solche Impfung zwei Dinge können: Einerseits vor schweren Symptomen schützen und andererseits Ansteckungen verhindern.

Rund 190 Forscherteams auf der ganzen Welt forschen seit Monaten an einem solchen Impfstoff. «Gewinnen» wollen sie alle. Allen voran die USA und Russland.

Coronavirus Impfstoff «Sputnik V»
Der russische Impfstoff gegen das Coronavirus «Sputnik V» wird in Russland bereits eingesetzt. - dpa

So hat Russland seinen Impfstoff bereits vor Abschluss der klinischen Studien zugelassen. Und auch US-Präsident Donald Trump prahlte schon: «Bis Ende Jahr werden wir mindestens 100 Millionen Impfdosen produziert haben – wahrscheinlich noch viel mehr.»

Die ersten Impfungen sind auf der Zielgeraden. 40 internationale Forschungsteams testen ihre Stoffe an Menschen, zehn davon befinden sich sogar in der dritten und letzten klinischen Phase. Sie testen ihre Impfungen in grossen Studien an zehntausenden Patienten.

Experte warnt vor zu grossen Hoffnungen wegen Coronavirus Impfung

Doch was kann man überhaupt von den ersten Impfstoffen erwarten? Impfstoffexperte und Immunologe an der Universität Lausanne Daniel Speiser ist Mitglied in der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes.

Daniel Speiser Coronavirus
Immunologe Daniel Speiser ist Mitglied in der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes. - Screenshot SRF

Er warnt gegenüber SRF-«Puls» vor allzu grossen Hoffnungen. «Allzu viel darf man nicht erwarten, denn die Impfstoffe können sicher nicht für alle eingesetzt werden.» Das nicht nur, weil die Impfungen in solch grossen Zahlen noch nicht verfügbar seien. Sondern auch, weil sie prinzipiell nur für manche Situationen und Personen nützlich seien.

Moderna Impfstoff
Derzeit wird der Moderna-Impfstoff an rund 30'000 Personen getestet. - Keystone

Einer der aussichtsreichen Impfstoffe im Rennen gegen das Coronavirus ist derjenige der US-Firma Moderna. In Visp VS soll die Schweizer Firma Lonza dessen Massenproduktion starten. Dies, sobald der Impfstoff zugelassen ist.

Lonza hat dafür bereits neue Produktionsstätten aufgebaut. Der Bund hat bei Moderna 4,5 Millionen Impfdosen vorreserviert. Die Garantie, ob dieser wirklich auch nützt, steht aus.

Virginie Masserey
Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG. - Keystone

Gespräche mit anderen Unternehmen laufen deshalb, berichtet «Puls». Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit BAG sagt gegenüber SRF: «Wir werden mit verschiedenen Firmen Verträge schliessen und dann schauen wir, welche Impfstoffe wir verteilen und welche Anzahl.»

Impfungen bei besonders gefährdeten Gruppen weniger wirksam?

«In erster Linie will man ja die schützen, die es schwer trifft», so Speiser. Sprich: Patienten mit Vorerkrankungen und ältere Menschen.

Leider seien solch neue Impfungen oft genau bei diesen Bevölkerungsgruppen schwächer wirksam. Ältere Menschen haben ein langsameres Immunsystem und sprechen daher schlechter auf Impfstoffe an. Für sie brauche es spezifischere, stärkere Impfungen.

Senioren
Der Lockdown hat gezeigt: Ältere Menschen benötigen in ihren eigenen vier Wänden mit zunehmendem Alter Unterstützung. - dpa

Ausserdem würden noch immer rund die Hälfte aller Testpersonen Nebenwirkungen vorweisen. Sie werden krank, weisen milde Symptome des Coronavirus auf. «Langfristig kann man schon vertrauen», so Speiser. «Aber dass Fehler passieren werden, ist möglich.»

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