Coronavirus: Wie viel Wahrheit steckt in Gretas Umwelt-Theorie?
Für Greta Thunberg ist klar: Das Coronavirus ist eine Folge der menschlichen Umweltzerstörung. Unser Handeln erhöht laut Experten das Risiko von Pandemien.
Das Wichtigste in Kürze
- Pandemien wie Covid-19 sind laut UN und WHO eine Folge der Zerstörung der Natur.
- Auch Umwelt-Aktivistin Greta Thunberg verbreitet die Theorie.
- ETH-Professor Reto Knutti ordnet die Aussagen ein.
Für Greta Thunberg ist klar, wie es zur Corona-Pandemie kommen konnte. «Diese Ausbrüche sind die Ergebnisse unserer gefährlich unausgeglichenen Beziehung mit der Natur.»
Für diese Aussage auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bezieht sie sich auf einen Artikel des englischen «Guardians». Darin kommen verschiedene Experten und Organisationen zum Schluss, dass Pandemien wie das Coronavirus eine Folge der Umweltzerstörung sind.
”These outbreaks are manifestations of our dangerously unbalanced relationship with nature”.
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) June 17, 2020
Pandemics like COVID 19 are a result from destruction of nature according to UN and WHO. https://t.co/17vEJYO6t5
Die Begründung: Der illegale Wildtier-Handel, Umweltzerstörung und die Zunahme der Landnutzung zwecks Landwirtschaft verdrängen Tiere in menschliche Lebensräume. Und damit erhöht sich das Risiko von einer von Tier zu Mensch übertragenen Krankheit. Zika, Aids, Sars und Ebola stammen alle von Wildtierpopulationen unter Umweltbelastung, sagen UNO, WHO und WWF im Artikel.
ETH-Knutti: «Erhöhen Risiko einer Pandemie»
Ist die menschliche Umweltzerstörung also schuld am Coronavirus? Reto Knutti, Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich, differenziert: «Eine Pandemie ist nicht in einem simplen kausalen Sinn eine Folge von unserem Umgang mit der Natur.» Pandemien habe es schon früher gegeben und Viren auch.
«Mit unserem Handeln erhöht sich aber über verschiedene Faktoren das Risiko, dass so etwas auftritt», so Knutti zu Nau.ch.
Der ETH-Professor verweist auf einen weiteren Uno-Bericht. Dieser macht sieben Hauptfaktoren aus, die das Risiko einer neuen, von Tier zu Mensch übertragenen Krankheit erhöhen. Diese sind neben intensiveren Landwirtschaft und Landnutzung auch Fleischkonsum, höhere Mobilität und Klimawandel.
Wie lässt sich ein neues Coronavirus verhindern?
«Sehr einseitig ausgerichtete oder hochoptimierte Systeme sind oft verwundbarer», erklärt Knutti. Die Leistung oder Effizienz werde auf Kosten von Robustheit gesteigert. Die Verwundbarkeit unseres Systems steigt also mit der Effizienz.
Der Uno-Bericht schlägt deshalb eine ganzheitliche Betrachtung des Problems vor. Man kann die verschiedenen Probleme also nicht einzeln betrachten, sondern muss sie gleichzeitig angehen.
Doch hier sieht der ETH-Professor die eigentliche Schwierigkeit. «Es gelingt uns schon nicht, den Klimawandel zu lösen. Und wie man Klima, Ernährung, Landwirtschaft, Biodiversität und Gesundheit gleichzeitig lösen will, steht in den Sternen.»