Darf man das? Wirbel um «Eskimo» in Kreuzworträtsel
Auf einem Lotterielos von Swisslos entdeckt eine Nau.ch-Leserin den Begriff «Eskimo». Aber ist das nicht rassistisch?
Das Wichtigste in Kürze
- Auf einem Lotterielos von Swisslos taucht der Begriff «Eskimo» auf.
- Eine Leserin ist verwundert: Gilt dieser nicht als rassistisch?
- Auch ein Experte rät davon ab, das Wort ohne Kontext zu verwenden.
- Swisslos verteidigt sich, stellt «Eskimo» aber auf die schwarze Liste.
Der Kauf eines Lotterieloses von Swisslos lässt eine Nau.ch-Leserin verwundert zurück. Denn auf dem «Crosswords»-Zettel soll sich ein rassistischer Begriff befinden.
Als Melinda B.* nach und nach die Wörter freikratzt, taucht in der oberen rechten Ecke der Begriff «Eskimo» auf. Die Leserin weiss, dass diese Bezeichnung aber von vielen als diskriminierend angesehen wird. Die indigenen Völker im Polargebiet ziehen oft den Begriff «Inuit» als Sammelbezeichnung vor.
Kein Wunder also, zeigt sich die Leserin gegenüber Nau.ch «irritiert, dass Swisslos Produkte mit rassistischem Inhalt verkauft».
Swisslos stellt Begriff auf schwarze Liste
Darf man den Begriff im Jahr 2024 tatsächlich nicht mehr verwenden ? Auf Anfrage von Nau.ch erklärt die Lotteriegesellschaft: «Wir haben eine Wörter-Blacklist für das Rubbellos Crossword. Eskimo war bislang nicht auf dieser Liste.» Da es offenbar Personen gebe, die sich an dem Wort stören, werde man dieses nun auf die Liste nehmen.
Dass der Begriff nicht mehr zeitgemäss ist, bestätigt auch Guido Keel. Der Journalismus-Dozent der ZHAW studierte Ethnologie und verbrachte selbst mehrere Monate bei den Inuit in Alaska. Er stellt klar: «In Kanada und Grönland gilt der Begriff Eskimo als unerwünscht, nicht mehr zeitgemäss, rassistisch, beleidigend und mehr.»
In Alaska sei die Situation aber etwas anders. Die Menschen nutzen laut Keel den Begriff «Eskimo», wenn sie übergreifend von ihrer ethnischen Gruppe sprächen. Verbreiteter sei aber der Begriff ihrer entsprechenden Untergruppe. «Zum Beispiel Inupiaq oder Yupik oder gar Nunamiut Inupiaq», so der Experte.
Swisslos wehrt sich gegen Vorwürfe
Auch mit diesem Argument widerspricht Swisslos der Tatsache, dass der Begriff «Eskimo» grundsätzlich rassistisch sei. Gegenüber Nau.ch verweist die Gesellschaft auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel. Aus diesem zitiert sie: «Die meisten Personen in Alaska akzeptieren weiterhin die Bezeichnung Eskimo, möchten jedoch nicht als Inuit bezeichnet werden.»
Keel erklärt: «Die Nunamiut, die ich kenne, finden Inuit keinen passenden Begriff, weil Inuit in ihrer Sprache ‹Menschen› heisst. Und das sind alle, ‹auch die Weissen und die Schwarzen›, wie sie mir jeweils sagten.»
Er selbst habe deswegen kein Problem mit dem Begriff «Eskimo». Trotzdem: «Menschen in Grönland und Kanada könnten sich aber davon beleidigt fühlen. Deshalb würde ich den Begriff so ohne Kontext eher nicht verwenden.»