Mall of Switzerland: Darum laufen Schweizer Einkaufszentren nicht
Einkaufszentren wie die Mall of Switzerland in Ebikon LU haben einen schweren Stand. Ihnen fehlt Kundschaft, sie kämpfen mit Leerstand. Was ist der Grund?
Das Wichtigste in Kürze
- Fehlende Kundschaft und Leerstand macht Shopping-Zentren zu schaffen.
- Besonders betroffen: die Mall of Switzerland in Ebikon LU.
- Ein Problem sind amerikanische Konzepte, die sich nicht auf die Schweiz übertragen lassen.
Einkaufszentren in der Schweiz – darunter auch die Mall of Switzerland in Ebikon LU – machen eine harte Zeit durch. Die Kundschaft bleibt aus, Geschäfte schliessen und es kommt zu Leerstand. Aber warum läuft das Konzept der Shoppingmalls in der Schweiz nicht so gut wie im näheren und fernen Ausland?
Christian Fichter, Konsumforscher von der Kalaidos Fachhochschule in Zürich, erklärt gegenüber Nau.ch: «Anders als in den USA haben wir traditionell lebendige Innenstädte mit gewachsenen Einkaufsstrukturen. Die Schweizer schätzen die Nähe zum Wohnort und die persönliche Atmosphäre beim Einkaufen.»
Zudem ist der öffentliche Verkehr gut ausgebaut. So seien nicht wie in den USA grosse Einkaufszentren auf der «grünen Wiese» nötig.
Gute ÖV-Anbindung wichtig
Gute ÖV-Anbindung ist auch der Kundschaft des Einkaufszentrums Sihlcity in Zürich wichtig. Eine Mutter erklärt in der SRF-Sendung «Schweiz aktuell»: «Wir wohnen ganz in der Nähe. Mit den Kindern können wir einfach auf den Zug und hier herkommen.»
Und auch eine andere Kundin hebt die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs hervor. Sie besitzt kein Auto und ist auf ein öffentliches Transportmittel angewiesen, wenn sie einkaufen will.
Das Einkaufszentrum Sihlcity ist eine der besser laufenden Shoppingmalls in der Schweiz.
Anders die Mall of Switzerland in Ebikon LU. Dort kämpft man seit der Eröffnung im November 2017 mit wenig Kundschaft und Leerstand.
US-Konzept zu übertragen, bringt nichts
Ein Grund dafür laut Konsumforscher Fichter: «Hier wurde ein US-Konzept relativ unreflektiert übertragen.»
Die Schweizer Bevölkerung ticke beim Konsum anders, meint Fichter: «Sie bevorzugt überschaubare Dimensionen und authentische Einkaufserlebnisse statt künstliche ‹Erlebniswelten›. Die Grössenordnung übersteigt den lokalen Bedarf deutlich.»
Doch was kann man tun, um als Shoppingcenter langfristig zu überleben?
Wichtig sei, das Konzept von Einkaufszentren grundlegend zu überdenken. Man müsse wegkommen «vom reinen Shopping hin zu echten Begegnungsorten mit lokalem Charakter», so Fichter.
«Urban-Entertainment-Center»
Etwas, das man auch im Sihlcity in Zürich umzusetzen versucht. So erklärt Sandro Engeler, Leiter des Einkaufszentrums, gegenüber SRF, man verstehe sich als Entertainment-Center.
Dies stützen auch Sihlcity-Kunden. Ein Mann erklärt, er komme zum Sporttreiben und nicht zum Einkaufen ins Center. Ein anderer verbringt hier seinen Feierabend. Auch ohne, dass er einkaufen will.
Haben Shoppingmalls eine Zukunft?
Es sei nötig, dass sich Shoppingcenter von ihren amerikanischen Vorbildern lösen, sagt Konsum-Experte Christian Fichter. Nur so hätten Center wie die Mall of Switzerland eine Zukunft.
Denn es sei notwendig, dass sie sich auf Schweizer Bedürfnisse anpassen würden. «Das bedeutet eine verstärkte Einbindung regionaler Händler und Gastronomen sowie die Schaffung flexibler Flächen für Co-Working und kulturelle Veranstaltungen.»
Wichtig seien auch ein klarer Fokus auf Convenience und Services, die online nicht verfügbar seien, sowie nachhaltige Mobilitätskonzepte. «Der Trend geht zu kleineren, integrierten Zentren, die Einkaufen, Arbeiten und Begegnung verbinden.»