Das hat es mit der geheimnisvollen Box über den Plakaten auf sich

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Zürich,

Mysteriöse kleine Kästchen über einigen Plakatwänden sorgten jüngst für Schlagzeilen. Überwachen die Geräte Passanten und sammeln ihre Daten für Werbezwecke?

Swisscom Beem
Das Beem-Kästchen der Swisscom ist über den Plakaten montiert und sendet Hochfrequenztöne aus. - Keystone/Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Schwarze Kästchen über Plakatwänden sorgten jüngst für Stirnrunzeln.
  • Jetzt ist klar: Es ist eine neue Technologie der Swisscom, um Werbewirkung zu erweitern.
  • Aber nicht nur Plakatwände lassen sich so interaktiv erweitern.

Am Zürcher Hauptbahnhof hängen über manchen Plakatwänden seit kurzem kleine schwarze Kästchen. Diese können Smartphones in der Nähe verfolgen. Sie beruhen auf der «Cross Device Tracking»-Technologie. Dabei senden sie einen hohen, unhörbaren Ton aus.

Überwachen die mysteriösen Kästchen die Handys der Passanten?

Was der «Tagesanzeiger» dazu schreibt, lässt aufhorchen. Die mysteriöse Methode solle helfen, mehr über die Kunden zu erfahren. So könne die dazugehörige Software das Erscheinen von Werbung bewirken, das Gerät orten, Cookies ablegen oder Informationen wie die IP-Adresse ablesen.

Auch verschiedene Geräte können einer Person zugeordnet werden. Für Werber ergebe sich ein interessantes Profil potenzieller Kunden.

plakat
Eine klassische Plakatwand: Passanten werden mit Informationen berieselt. Mehr geschieht nicht. - Keystone

Eigentlich müssten diese eine entsprechende App auf ihrem Handy installiert haben. Diese Software lasse sich jedoch auch via einer anderen App auf das Telefon schmuggeln, so der «Tagi». Man werde in den Geschäftsbedingungen zwar darauf hingewiesen, diese Texte würde aber niemand lesen.

Neue Technologie macht Plakate interaktiv

Am Montag lüftete die Swisscom nun das Geheimnis. Sie kündet «Beem» an, eine Technologie, die klassische Werbekampagnen interaktiv macht. Der Betrachter kann mit dem Plakat in Interaktion treten.

Nadja Mühlemann, Mediensprecherin des Plakatstellen-Vermarkters APG, erklärt es so: «Beem lässt sich mit dem Scannen eines QR-Codes vergleichen. Der User kann – wenn er dies will – mittels APG|SGA-Plakatstellen und Beem weiterführende Angebote nutzen, an Gewinnspielen teilnehmen oder weiterführende Informationen abrufen.»

Statt eines QR-Codes, den der Nutzer abfotografieren muss, sendet das schwarze Kästchen über dem Plakat einen Hochfrequenz-Ton aus. Hat der Passant eine entsprechende App installiert – integriert ist Beem im Moment in die Apps von 20 Minuten, Watson und Bluewin – poppt eine Meldung auf.

Bestätigt die Nutzerin, so werden ihr die zusätzlichen Infos und Angebote angezeigt. Doch: «Damit der Nutzer das Angebot nutzen kann, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein», erklärt Mühlemann. «Der Zugriff auf das Mikrofon muss freigegeben, Bluetooth aktiviert oder die Beem-fähige App geöffnet sein.»

Was geschieht mit den Daten?

Anfang Juni wird SBB als erste die Technologie nutzen. An den Bahnhöfen Basel, Bern und Zürich kommt Beem zum Einsatz. Mögliche Kunden der Anwendungen können künftig auch Museen sein, sagt Swisscom. Anwendung findet das System auch in der TV-Werbung. «Im TV-Bereich wird im Werbespot ein Sound-Code integriert, der die gleiche Frequenz nutzt wie Plakatstellen», erklärt Josef Huber von Swisscom.

«Es werden keine Bewegungsabläufe des Nutzers registriert. Für die Auswertung werden anonyme Interaktionsangaben verwendet. Beem hört keine Gespräche mit», sagt Mühlemann. Daten könnten an die App-Betreiber wie 20 Minuten gelangen, doch: «Bei der Beanspruchung eines Beem-Angebots wird dem Nutzer angezeigt, welche Daten an den betreffenden Werbetreibenden weitergegeben werden. Die Daten werden nur mit explizitem Einverständnis des Kunden weitergegeben.»

apg
Nadja Mühlemann von der APG|SGA. - APG

Hörbar ist der Ton für Menschen indes nicht, da er zu hoch ist. Die Technologie sei im Bahnhof Zürich mehrere Monate getestet worden, so Josef Huber. «Dabei haben wir bei Kindern, Erwachsenen und Tieren keinerlei Reaktionen beobachtet. Denn das Signal wird so leise ausgestrahlt, dass es nicht als störend empfunden wird. Auch bei höheren Lautstärken haben wissenschaftliche Tests mit Tieren kein auffälliges Verhalten beobachtet.»

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