Das Landspitäler-Sterben in der Ostschweiz geht weiter
Die kleineren Spitäler in St. Gallen stehen unter grossem Druck. So gross, dass St. Gallen per Ende des Jahres vier Spitäler schliessen wird.
Das Wichtigste in Kürze
- St. Gallen schliesst per Ende Jahr vier Landspitäler.
- Appenzell-Innerrhoden stoppte einen Spitalneubau.
- Der Grund ist der grösser werdende finanzielle Druck auf kleiner Spitäler.
In der Ostschweiz sind die kleinen Spitäler arg unter Druck. Ende 2020 beschloss der St. Galler Kantonsrat die Schliessung von vier Landspitälern, Innerrhoden stoppte ein Neubau-Projekt in Appenzell. Am Montag kam das Aus für das Spital Heiden AR.
Spital Heiden wird geschlossen
Das Spital Heiden wird Ende Jahr geschlossen, von den 180 Angestellten erhalten voraussichtlich 130 die Kündigung. Ausserrhoder Patientinnen und Patienten müssen sich in Zukunft im Spital in Herisau behandeln lassen. Sofern sie nicht ein Spital im nahen St. Gallen vorziehen.
Ausschlaggebend für die Schliessung war laut dem Ausserrhoder Gesundheitsdirektor der schweizweit steigende wirtschaftliche Druck auf die Landspitäler. Spezialisierung, Verlagerung von stationären zu ambulanten Behandlungen und zu tiefe Fallzahlen führten zu hohen Defiziten.
Kanton St. Gallen schliesst vier Spitäler
Der Kanton St. Gallen schliesst vier seiner neun kantonalen Spitäler - Rorschach, Altstätten, Flawil und Wattwil. Der Kanton konzentriert die Versorgung in Zukunft auf die Standorte St. Gallen, Wil, Grabs und Uznach.
Beim Spital Walenstadt wird eine Zusammenarbeit mit den Kantonsspitälern von Graubünden und Glarus geprüft.
Auch in St. Gallen werden geringe Fallzahlen und hohe Defizite als Gründe für die Schliessungen angeführt. In Wattwil hat am 13. Juni das kantonale Stimmvolk das letzte Wort.
Referendum für die Erhaltung des Spitals
Ein Komitee aus Vertretern der Behörden und des lokalen Gewerbes kämpft mit einem Referendum für den Erhalt des Spitals.
Unterstützt wird es von der kantonalen SP und den Gewerkschaften. Sie argumentieren unter anderem mit dem Service Public, der Standortpolitik und den 250 Arbeitsplätzen. 2014 hatte das St. Galler Volk Kredite von gegen einer Milliarde Franken für die Erneuerung der Spitäler gutgeheissen, auch für Wattwil.
Verscherblung trotz Millionen-Investments
Laut dem Komitee wurden seither 63 Millionen Franken ins Spital Wattwil investiert. Nun solle die Liegenschaft an einen Immobilieninvestor und Pflegeheimbetreiber verscherbelt werden, kritisierte das Komitee letzte Woche. Die St. Galler Regierung will an der Schliessung des Spitals Wattwil festhalten.
Die Appenzell Innerrhoder Stimmberechtigten entscheiden am 9. Mai an der Urne über einen Spital-Neubau in Appenzell - und dies bereits zum zweiten Mal. Die Landsgemeinde 2018 hatte den Kredit von 41 Millionen Franken gutgeheissen. Weil seither aber die Patientenzahlen sanken, zog die Standeskommission (Regierung) Ende 2020 die Notbremse und stoppte das Projekt.
Spitalschliessungen sind kein Thema im Thurgau
Einzig im Kanton Thurgau sind Spitalschliessungen kein Thema. Der Thurgau hatte 1999 als erster Kanton seine Spitäler in Frauenfeld und Münsterlingen in die privatrechtliche Aktiengesellschaft Thurmed AG ausgelagert. Alle zehn Jahre überprüft der Kanton die Eigentümerstrategie.
Der Thurgauer Grosse Rat diskutierte vor einer Woche über die Thurmed AG. Kritiker warfen dem Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Kanton gehört, ungenügende Information und Transparenz vor.
Gesundheitsdirektor Urs Martin (SVP) drehte den Spiess um: Die zur Thurmed gehörende Spital Thurgau AG mache «einen hervorragenden Job», sagte er. Und sie sei vielleicht genau deshalb so gut geführt, weil sich die Politik nicht in jedes Detail einmische. Bürgerliche Politiker sprachen im Rat von einer «Erfolgsgeschichte».