Das sagt das jüdische Opfer (19) zum Angriff von Davos

Katharina Lehmann
Katharina Lehmann

Prättigau,

In Davos wurde ein 19-jähriger orthodoxer Jude von zwei unbekannten Tätern attackiert. Die Tat ist kein Einzelfall und lässt eine gefährliche Tendenz erkennen.

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In Davos wurde ein 19-jähriger orthodoxer Jude von zwei unbekannten Tätern angegriffen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Davos wurde ein orthodoxer Jude von zwei unbekannten Männern attackiert.
  • Der schockierende Angriff ereignete sich in der Nacht auf Freitag.
  • Wegen der Zunahme antisemitischer Vorfälle wurde eine Task-Force gegründet.

Ein 19-jähriger orthodoxer Jude wurde mutmasslich in Davos von zwei unbekannten Männern attackiert. Eine steigende antijüdische Stimmung könnte laut den Projektverantwortlichen die Ursache sein.

Eine verstörende Begegnung hat ein 19-jähriger orthodoxer Jude in der Nacht auf Freitag in Davos erlebt. Wie der betroffene junge Mann gegenüber «SRF» offenbarte, wurde er plötzlich und ohne Vorwarnung von zwei Männern attackiert, bespuckt und wiederholt geschlagen.

«Einer stand plötzlich vor mir, der andere neben mir. Ohne Vorwarnung fingen sie an, auf mich einzuschlagen», erklärte der geschockte Mann. Er konnte die Aggressoren zurückschlagen und fliehen, während die Angreifer ihn mit dem Ruf «Free Palestine» verfolgten.

Opfer erleidet trotz Abwehr der Täter tiefsitzendes Trauma

Mit der Unterstützung eines zufällig vorbeikommenden Passanten gelang es dem mutmasslichen Opfer, einen Ruf nach der Polizei auszustossen und die Flucht der Angreifer zu bewirken. Davor hätten sie ihm allerdings die Kippa vom Kopf gerissen und auf ihn gespuckt.

Trotz fehlender offensichtlicher Verletzungen zeigt sich der Mann von dem Vorfall zutiefst traumatisiert. Der Student, der mittlerweile seit fast drei Jahren in Davos lebt und seine Ferien dort verbringt, zeigt sich schockiert über den Ausbruch von Gewalt in der sonst so sicher empfundenen Stadt.

«Übergriffe auf Juden in der Schweiz gehören fast zum Alltag.»

Der Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), Jonathan Kreutner, sieht auf «SRF» in der Tat keinen Einzelfall, sondern eine gefährliche Tendenz: «Übergriffe auf Juden in der Schweiz gehören fast zum Alltag.» Daher fordert er mehr Sensibilität von den Schweizer Behörden und der Polizei in Graubünden.

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Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG, in Davos. (Archivbild) - keystone

Der Präsident der Gemeinde Davos, Philipp Wilhelm, zeigt sich ebenfalls tief besorgt und betont, die Sicherheit aller Menschen habe höchste Priorität. Er deutet den Vorfall als Zeichen der aktuellen weltpolitischen Situation und der antijüdischen Stimmung in der Schweiz, welche Übergriffe auf Juden begünstigt.

Task-Force bringt bisher nicht den gewünschten Erfolg

In den vergangenen Jahren gab es vermehrt antisemitische Vorfälle in der Stadt, Reaktion darauf war die Gründung der Task-Force «Verständigungsprozess Davos», allerdings ohne den erhofften Erfolg. Kreutner fügt hinzu, dass eine vergleichbare Begebenheit genauso gut in Zürich, Genf oder Basel hätte stattfinden können.

Macht dir der zunehmende Antisemitismus in der Schweiz Sorgen?

Trotzdem betont er, dass es sich bei dem Vorfall in Davos nicht um ein Missverständnis zwischen der einheimischen Bevölkerung und einem jüdischen Touristen handelt. Die Aussagen des Opfers deuten laut ihm auf ein tiefergehendes Problem hin.

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