Neue Umfrage: 26 Prozent der Jugendlichen sind ausländerfeindlich
Ausländerfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus und Homophobie nahmen unter Jugendlichen im letzten Jahr enorm zu – Grund dafür ist Unsicherheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Umfrage zeigt, dass Jugendliche immer mehr zu extremen Meinungen tendieren.
- 26 Prozent der Jugendlichen sind ausländerfeindlich, fast 15 Prozent sind homophob.
- Dieser Hass entstehe aus Unsicherheit und Orientierungslosigkeit, meinen Experten.
Teenager aus der Schweiz werden immer ausländerfeindlicher und homophober. Das zeigt eine Umfrage der Universität Freiburg und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Auch Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus haben im letzten Jahr stark zugenommen.
In der Umfrage wurden 1600 Menschen zwischen 15 und 25 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz befragt, wie die «Sonntagszeitung» ausführt. Ihnen wurden extreme Aussagen vorgelegt: zum Beispiel «Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen mitschuldig» oder «Homosexualität ist unmoralisch».
Jungs stimmen radikalen Aussagen eher zu als Mädchen
Die Jugendliche konnten dann wählen, ob sie zustimmen oder nicht. Die Resultate sind schockierend: 25,8 Prozent der Jugendlichen stimmen den ausländerfeindlichen Aussagen zu. 14,6 Prozent sind homophob, 9,9 Prozent muslimfeindlich und 7,6 Prozent antisemitisch.
Bereits letztes Jahr gab es einen leichten Anstieg, doch dieses Jahr sind die Werte drastisch gestiegen. Jungs stimmen den radikalen Aussagen öfter zu als Mädchen. Gerade Teenager unter 17 Jahren stimmten am meisten extremen Aussagen zu.
Dieser schockierende Hass komme aus einer Unsicherheit, erklärt Marco Bezjak der Zeitung. Er ist Sozialarbeiter und Präsident der Stiftung für Kinder- und Jugendförderung «Mojuga». «Jugendlich zu sein ist heute anders als früher – die Zuversicht fehlt.»
Die Jugendlichen spüren die globalen Unruhen – Krieg, Klimawandel, Wirtschaftskrisen. «Diese Orientierungslosigkeit lädt dazu ein, sich extremen Positionen zuzuwenden.» Diese würden vermeintlich Sicherheit vermittle, da es einen klaren Gegner gäbe», so Bezjaz.
Das sieht auch Studienleiter und Kriminologe Dirk Baier, Professor an der Uni Zürich und der ZHAW so: «Corona oder der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober haben zu einer klaren Zunahme von radikalen Positionen geführt.»
Auch die sozialen Medien sind laut Baier mitschuldig an der Radikalisierung, sagt er zurZeitung: «Der Krieg ist nicht mehr weit weg, sondern berieselt uns 24/7 mit Livebildern. Die Jugendlichen fühlen sich durch dieses ständige Ausgesetztsein gezwungen, eine klare Haltung einzunehmen: Gut gegen Böse.»