Das sind die grössten Schlangenbiss-Mythen
Am Zürichsee breiten sich Schlangen aus. Um die Tiere ranken sich viele Mythen. Attackieren sie Menschen? Und sollte eine Bisswunde ausgesogen werden?
Das Wichtigste in Kürze
- Um Schlangenbisse ranken sich viele Mythen.
- Sollte ich eine Bisswunde aussaugen? Der Experte rät davon ab.
- Was es sonst noch für Mythen gibt und was man bei Bissen tatsächlich machen sollte.
Schlangen sind in der breiten Bevölkerung nicht gerade die beliebtesten Tiere. Dass sie sich ausgerechnet im bei Schwimmern beliebten Zürichsee pudelwohl fühlen, dürfte den einen oder anderen abschrecken.
Die Angst vor den Kriechtieren ist meist unbegründet. Gerade die im Mittelland lebenden Schlangen sind ungiftig. Trotzdem ranken sich viele Mythen um die Tiere – insbesondere um ihre Bisse. Andreas Meyer von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz (karch) räumt mit ihnen auf.
Erster Mythos: Giftschlangen attackieren Menschen
«Das ist falsch!», sagt Meyer auf Anfrage. «Die europäischen Giftschlangen, die dem Menschen potenziell gefährlich werden können, gehören alle zur Familie der Vipern. Vipern greifen Menschen nicht an.»
Das gehöre schlicht nicht ins «Verhaltensrepertoire» dieser Tiere. Man müsse eine Schlange schon provozieren, damit sie zubeisse. Es brauche physischen Kontakt oder eine Annäherung auf wenige Zentimeter.
Der Experte rät deshalb: «Wer zwei Meter Abstand von einer Viper hält und den gesunden Menschenverstand walten lässt, trägt kein Risiko, gebissen zu werden.»
Zweiter Mythos: Epipens helfen bei Schlangenbissen
Eine Adrenalin-Injektion ist bei Schlangenbissen nicht hilfreich, meistens zumindest. Grundsätzlich gilt: «Auf die Wirkung des Giftes und den Verlauf einer Vergiftung hat der Epipen keinen Einfluss», so Meyer.
Das Arzneimittel würde bei lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen eingesetzt. «Theoretisch ist eine solche allergische Reaktion auch nach einem Schlangenbiss möglich.»
Allergisch seien aber fast ausschliesslich Personen, die wiederholt von Schlangen gebissen wurden. «Also die allerwenigsten Menschen.»
Dritter Mythos: Gift aus der Wunde saugen hilft
«Nein, das hilft nicht!», sagt Meyer. Das Gift verbreite sich rasch und könne kaum noch aus der «winzig kleinen Bisswunde» gesogen werden.
«Weder mit technischen Hilfsmitteln noch mit dem Mund.» Auch das Abbinden der Gliedmassen bringe nichts.
Bisswunden sollte man – bis auf die Wunddesinfektion – in Ruhe lassen. Auch auf Alkoholkonsum sollte verzichtet werden. Laut der Amphibienstelle «karch» sollte man sich bei einem Schlangenbiss folgendermassen verhalten:
1. Ruhe bewahren, es bleibt Zeit – viele Vergiftungen erreichen ihren Höhepunkt erst nach Stunden.
2. Bei Bewusstlosigkeit Person in die stabile Seitenlage, bei Schock in die Schocklage bringen.
3. Bei allergischen Reaktionen auf eine bekannte Schlangengiftallergie Notfallmedikamente verabreichen.
4. Schmuck vom gebissenen Arm entfernen.
5. Wunddesinfektion.
6. Betroffene Gliedmasse ruhig stellen, um eine schnelle Giftverbreitung im Körper zu verhindern. Dazu kann ein Arm beispielsweise geschient werden.
7. Ab ins Spital. Anstrengungen sollte man vermeiden und unter schwierigen Umständen Rettungskräfte anfordern. Auch ohne Symptome sollte man für 24 Stunden zur Überwachung ins Spital.