Der 1. Mai wird zur kleinen Schwester des Frauenstreiks
Das Wichtigste in Kürze
- Seit 1890 gilt der 1. Mai als Tag der Arbeit oder Arbeiter-Kampftag.
- Dieses Jahr steht er im Zeichen der Frau – und ist eine Art Vorspann zum Frauenstreik.
- Als Zeichen dafür wird man heute viel violett – und weniger rot – sehen.
Bisher war der erste Mai rot. 1890 als «Kampftag der Arbeiterbewegung» aus der Taufe gehoben, war das Erkennungszeichen seiner Anhänger eine rote Nelke.
Die Jahrzehnte vergingen. Aus dem illegalen Kampf-, wurde ein akzeptierter Demonstrationstag. Mancherorts ein Feiertag.
Die Forderungen aber sind im Grunde gleich geblieben: Faire Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne. Das Rot allerdings bleibt zumindest 2019 in der Schublade.
Tag der Arbeit – oder Tag der Frau?
«Dieses Jahr ist der 1. Mai violett», sagt Basta-Parteisekretärin Franziska Stier. Damit wollen die Basler Politiker und Gewerkschafter klar machen: Der 1. Mai steht im Zeichen der Frau.
Die Baslerinnen nehmen den Tag der Arbeit als Auftakt für den Frauenstreik vom 14. Juni. «Es werden nur Frauen auf die Bühne kommen. Sowohl für politische Reden, als auch für die Unterhaltung», so Stier.
1. Mai als kleine Schwester vom 14. Juni
Auch das Zürcher Streik-Komitee sieht den 1. Mai als «kleine Schwester vom 14. Juni».
Denn: «Besonders in Bereichen, in denen viele Frauen tätig sind, werden die Arbeitsbedingungen prekärer. Der ökonomische Druck grösser. Es wird gekürzt, privatisiert und abgebaut».
Dagegen will man, oder eben vor allem frau, sich wehren.
Stier und ihre Mitstreiterinnen werden heute ein feministisches Banner durch die Strassen tragen. «20 Stunden mehr, für Liebe, Freiheit und Verkehr», prangt darauf. «Eine drastische Arbeitszeit-Verkürzung kann zu einer Neuverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit führen», erklärt Stier.
Gewerkschafts-Ziele sind feministische Ziele
Würden beide Geschlechter ihren Teil zu Betreuung, Pflege und Hausarbeit leisten, «könnten wir viel eher von Leistungs-Gerechtigkeit sprechen. Der Begriff ‹Leistung› würde dann auch anders definiert », hofft Stier. Dann würde sichtbar, dass typische Frauenarbeit gesellschaftlich notwendig ist.
Auch schweizweit wird der 1. Mai im Zeichen der Frau stehen. «Mehr Respekt, mehr Lohn, mehr Zeit. Damit die Gleichstellung der Frau, die längst im Gesetz verankert ist, umgesetzt wird.»
Dafür plädiert Vania Alleva, Präsidentin der Schweizer Gewerkschaft Unia. Denn in der Realität sei die Gleichstellung noch immer nicht angekommen.
Kampf der Ungerechtigkeit
Die Themen des 1. Mai seien darum gleichzeitig gewerkschaftliche und ur-feministische Ziele. «Wir werden den 1. Mai nutzen, um noch mehr Frauen und Männer für den Frauenstreik zu mobilisieren», sagt Alleva.
Warum so viele Menschen wie möglich beim Frauenstreik mittun sollen? «Ausschlaggebend ist die unglaubliche Ungerechtigkeit. Die Lohnungleichheit – aussgerechnet in der reichen Schweiz – ist ein Skandal», so Alleva.
Tagtäglich werden die Verfassung und das Gleichstellungsgesetz gebrochen. «Es gilt nun, sich dagegen zu wehren», fordert die Chef-Gewerkschafterin. Ihr Aufruf übrigens gelte «für Frauen und solidarische Männer».