Der Bund erhebt die Lohndiskriminierung von Frauen mangelhaft
Der Bund würde entscheidende Faktoren zur Erhebung der Lohndifferenz zwischen Frau und Mann ausser Acht lassen. Dies kritisiert eine neue Studie.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Uni St. Gallen kritisiert die offiziellen Erhebungen zur Lohndiskriminierung.
- Der essentielle Fakt der Berufserfahrung werde ignoriert, kritisiert die Studie.
Das Modell des Bundes zur Erhebung der Lohndiskriminierung bei Frauen hat laut einem Bericht von «Zentralschweiz am Sonntag» und «Ostschweiz am Sonntag» gravierende Mängel. Eine Studie der Universität St. Gallen sähe Zweifel am Ausmass der Lohndiskriminierung in der Schweiz. Als Referenzgrösse habe bisher die Statistik des Gleichstellungsbüros des Bundes gegolten.
Demnach verdienten Frauen für dieselbe Arbeit 7,4 Prozent weniger als Männer. Doch der Bund lasse ausgerechnet den laut der Studie wichtigsten Erklärungsfaktor für die Lohndifferenz zwischen Mann und Frau ausser Acht: nämlich die tatsächliche Berufserfahrung. Der Bund begründet den Verzicht gemäss dem Zeitungsbericht mit dem grossen Aufwand der Datenerhebung. In der Lohnstrukturerhebung, die der Bund regelmässig macht, werden Karriereunterbrüche nicht abgefragt.
Die Uni-Studie beurteilt dies als «suboptimal». Die Folge daraus sei, dass die unerklärte Lohndifferenz, die landläufig mit Lohndiskriminierung gleichgesetzt werde, vom Modell des Bundes überschätzt werde. Am Montag entscheidet der Nationalrat, ob Firmen ab 100 Mitarbeitern alle vier Jahre eine Lohnanalyse durchführen und die Saläre überprüfen lassen müssen.