Der Bund kann jetzt bessere Wetterprognosen machen
Meteoschweiz führt ein neues Wettermodell ein, das deutlich sicherere Prognosen erstellen soll.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem heutigen Dienstag verwendet Meteoschweiz ein neues Wettermodell.
- Dieses soll deutlich genauer sein als sein Vorgänger.
- Deswegen dürften die Wetterprognosen in der Schweiz nun sicherer sein.
Die Wetterprognosen für die Schweiz werden mit einem neuen Modell erstellt. Seit Dienstag sind die neuen Prognosen für die allgemeine Bevölkerung sichtbar. Das macht die Vorhersagen laut dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie zuverlässiger. Vor allem im Alpenraum sollen die Prognosen damit genauer werden.
«Es geht nicht nur um Badewetter, sondern hat viel mit der Sicherheit zu tun», sagte Christof Appenzeller am Dienstag. Er ist der Direktor des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz). «Wettervorhersagen bieten die Grundlage, um Leben zu retten.»
Deshalb sei es essenziell, dass das Modell so genau wie möglich sei. Nur so könnten Behörden informiert werden, etwa um Strassen rechtzeitig zu sperren.
Neues Modell hat deutliche Vorteile
In Betrieb ist das neue Modell mit dem Namen «Icon» bereits seit dem 28. Mai. Sichtbar auf der App ist es seit Dienstag. Vollständig ablösen wird es das bisherige Modell «Cosmo» in etwa einem Monat.
«Wir werden es auch mit dem ‹Icon›-Modell nicht schaffen, jedes Gewitter punktgenau vorherzusagen.» Denn diese seien, so erklärte es Oliver Fuhrer von Meteoschweiz, besonders schwierig vorherzusagen.
Trotzdem werden die Wetterprognosen damit deutlich besser. Die Vorhersagen würden damit auf einen Schlag so viel sicherer, wie sie es normalerweise in vier Jahren würden.
Im Vergleich zum bisherigen Wettermodell bilde das neue Modell «Icon» die komplexe Topografie der Schweiz genauer ab. Dies sei besonders wichtig für den Alpenraum, wo häufig lokale Wetterereignisse wie Gewitter, Berg- und Talwindsysteme auftreten.
Wettermodell ist äussert kompliziert
Das Wettermodell teilt die Oberfläche der Schweiz und der angrenzenden Länder in Dreiecke auf. Die Atmosphäre darüber in mehrere Schichten. Für jedes dieser Segmente werden aktuelle Daten von Radar- und Bodenmessstationen zu Luftdruck, Wind, Bewölkung und Temperatur eingespeist.
«Icon» berechnet daraus mit einem aufwendigen Verfahren, wie sich die Atmosphäre in den nächsten Stunden und Tagen verändern wird. Die Grundlage für die Berechnungen bilden physikalische Gesetzmässigkeiten und mathematische Gleichungen. Informationen zum Wetter ausserhalb der Modellgrenze stammen aus einem anderen, globalen Modell.
Maschenweite sorgt für Genauigkeit
Wie genau die Vorhersagen werden, hängt dabei unter anderem von der Maschenweite des Gitters ab. Je kleiner diese ist, desto detaillierter erfasst das Modell die atmosphärischen Strukturen und den Erdboden.
Für die Vorhersagen der nächsten 33 Stunden verwendet das Modell dabei eine Maschenweite von einem Kilometer. Die Dreiecke, für die jeweils Daten angegeben werden, sind also ein Kilometer gross. Für die Vorhersagen der nächsten fünf Tage wird eine Maschenweite von 2,1 Kilometern genutzt.
Das bisherige Modell «Cosmos» funktionierte nach demselben Prinzip. Anstelle eines Dreieck-Gitters verwendete es aber ein Viereckgitter mit einer grösseren Maschenweite. Laut dem Meteorologen von Meteoschweiz sind die physikalischen Grundlagen und mathematischen Gleichungen des neuen Modells ausserdem genauer.
Ausserdem erstellt das Modell jeweils mehrere Prognosen gleichzeitig. Mit dem Gitterabstand 1,1 Kilometer werden beispielsweise achtmal am Tag elf Vorhersagen erstellt. Dies dient dazu, die Unsicherheiten zu quantifizieren. Es wird also jeweils geschaut, wie stark und in welchen Aspekten sie sich unterscheiden.
Forschenden rechnen an Supercomputern
Für diese Rechnungen reicht ein normaler Computer nicht. Die Meteorologinnen und Meteorologen von Meteoschweiz nutzen dafür den neuen Supercomputer «Alps». Diese befinden sich am nationalen Hochleistungsrechenzentrum (CSCS) in Lugano und Lausanne. Die Rechenleistung dieses Supercomputers entspreche jener von Tausenden handelsüblichen Desktopcomputern.
«Icon» wird auf der Supercomputer-Infrastruktur in Lugano und Lausanne betrieben. Fällt das System an einem Standort aus, wird es am anderen Standort weitergeführt. Das mache den Service resilienter, hiess es von Meteoschweiz.