Detektiv in St. Gallen packt aus: So verraten sich Abfallsünder
Wer seinen Müll illegal entsorgt, riskiert eine Busse. In St. Gallen sucht ein Abfall-Detektiv nach den Übeltätern.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder entsorgen Menschen ihren Müll illegal.
- Ein Abfall-Detektiv erklärt, wie er nach den Abfall-Sündern sucht.
- Dabei verraten diese sich teilweise selbst.
An Abfallsammelstellen wird es schnell mal chaotisch – davon kann Sammelstellenreiniger Claudio Micieli (59) ein Lied singen. Täglich ist er in der Stadt St. Gallen im Einsatz und schafft bei den 29 Sammelstellen Ordnung. Gegenüber dem «Tagblatt» erzählt er von seinem Arbeitsalltag – und wie er Abfallsündern auf die Schliche kommt.
Ein Beispiel: Neben den Containern für Altglas steht ein randvoller Papiersack. Darin jede Menge Müll: Red-Bull-Dosen, Plastikverpackungen – und der Brief von einer Bank. Darauf ist deutlich die Adresse der Empfängerin zu erkennen. So hat sie sich verraten.
«Jetzt hat sie Pech gehabt», sagt Micieli. Er schiesst ein Foto, welches er sofort an Abfalldetektiv Richard «Richi» Nyffeler (56) schickt. Die Frau soll bei der Polizei angezeigt werden. Für wild deponierten Abfall gibt es eine Busse von 80 Franken.
«Ich finde es gut, wenn Abfallsünder gebüsst werden», hält Micieli fest. Denn so würden Leute merken, dass sie ihren Müll nicht einfach irgendwo zurücklassen können. Micieli ist der Stellvertreter von «Inspektor Güsel»: «Richi ist Agent 007, ich bin 008.»
Die beiden verteilen selber keine Bussen, sondern informieren lediglich die Stadtpolizei. Sie sprechen aber Personen an, welche die Abfall-Regeln nicht einhalten. Dazu haben sie auch Kommunikationskurse bei Psychologen besucht.
In seiner 23-jährigen Karriere sind Richard Nyffeler schon einige Abfall-Sünden begegnet. Zum Beispiel ein acht Meter langes Schiff, das jemand im Wald entsorgt hatte. Oder ohne Gebührenmarken auf der Strasse deponierte Möbel.
Abfalldetektiv verletzte sich an Heroinspritze
Im vergangenen Jahr ermittelte er zu 4000 Meldungen. Diese trudeln laufend auf seinem Tablet ein. «Illegale Säcke sehe ich schon von weitem», sagt Nyffeler. Er sammelt diese dann auf und nimmt sie im Kehrichtheizkraftwerk im Sittertobel unter die Lupe.
Die Säcke packt er dabei nur an der Schleife. Vor 15 Jahren verletzte er sich nämlich an einer Heroinspritze, die im Sack war. Der Abfalldetektiv musste sofort ins Spital, um einer HIV-Infektion vorzubeugen.
Oft stellen Menschen auch Abfallsäcke auf die Strasse, obwohl die Kehrichtabfuhr erst in einigen Tagen kommt. Nyffeler zufolge kennen Krähen die Abfallpläne besser als mancher Mensch. Die Vögel picken oft frühzeitig rausgestellte Säcke auf. «Schlaue Viecher sind das», hält Nyffeler fest.