Deutsche Frauen strömen zum Gebären in die Schweiz
Immer mehr Deutsche kommen zum Gebären in die Schweiz, ihre Versicherungen bezahlen das. Darunter leidet das Spital in Waldshut (D), es ist defizitär.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Deutsche kommen in die Schweiz, um zu gebären.
- Vor- und Nachbehandlungen werden aber in Deutschland durchgeführt.
- Ein Spital in Waldshut (D) ist deswegen defizitär und braucht Unterstützung.
Geburtstourismus ist vor allem in Ländern bekannt, in denen die Staatsbürgerschaft nach dem Geburtsortprinzip vergeben wird: Wer in einem solchen Land geboren wird, ist automatisch Staatsbürger. Doch Schwangere reisen auch in die Schweiz, um zu gebären. Das Nachsehen hat Deutschland.
So berichtet der «Südkurier», dass vermehrt deutsche Frauen im Spital in Leuggern AG gebären. Der Leiter der Kommunikation des Spitals, Oliver Blum, nennt die Zahlen: Im vergangenen Jahr seien Frauen aus dem deutschen Landkreis Waldshut für 326 der 801 Geburten zuständig gewesen. Das sind rund 40 Prozent.

Hans-Peter Schlaudt stört sich an diesem Geburtentourismus. Denn die 326 Geburten fehlten dem Klinikum Hochrhein in Waldshut. Vor und nach der Geburt würden viele Schwangere die gynäkologischen Angebote der deutschen Klinik in Anspruch nehmen, so der Geschäftsführer. Einzig für die Entbindung reisten sie dann in die Schweiz.
Für das Klinikum Hochrhein geht das finanziell nicht auf: Für die Vor- und Nachuntersuchungen sowie -Behandlungen erhalte es nur eine minimale Kostenerstattung, so Schlaudt. Die höhere Pauschale für die Entbindung bezahlten die deutschen Versicherungen dann in die Schweiz.
Sein Spital hätte eigentlich die Kapazitäten, die Schwangeren würden dennoch in die Schweiz reisen. Dadurch entstehe ein Defizit von zwei Millionen Euro, das der Landkreis mit Steuermitteln ausgleiche, so Schlaudt. «Das ist doch irre.»
Er sieht die Geburtenabteilung seines Spitals gezielt geschwächt. Es gebe klare Vorgaben, wann eine Geburtenstation betrieben werden dürfe. «Wenn wir wegen schwindender Fallzahlen keine mehr haben dürfen, bin ich gespannt, wer die Behandlung der Komplikationen und die Nachsorge der Geburten aus Leuggern übernehmen wird.»