Deutsche verhaftet: Schweizer reisen weiter in die USA
Berichte über Deutsche, die nicht in die USA gelassen und abgeschoben werden, mehren sich. Doch Schweizer Touristen lassen sich davon nicht beunruhigen.

Das Wichtigste in Kürze
- Unter Donald Trump haben die USA die Migrationspolitik verschärft.
- Zuletzt durften auch mehrere deutsche Touristen nicht einreisen.
- Einige mussten sogar tagelang in Abschiebehaft verbringen.
- Bei den Schweizer Reisebüros bleibt die Nachfrage nach US-Reisen aber weiterhin hoch.
Bereits während des Wahlkampfes machte Donald Trump keinen Hehl daraus, dass er die US-Migrationspolitik verschärfen will. Das Resultat: Es kommt vermehrt zu Abschiebungen.
Das betrifft allerdings nicht nur Personen ohne Einreisebewilligung. Zuletzt mehren sich auch Berichte von Touristen und Forschenden, die nicht ins Land gelassen werden. Betroffen sind unter anderem Deutsche und Franzosen.
So wollte etwa ein 25-jähriger Deutscher über die texanisch-mexikanische Grenze – und verbrachte zwei Wochen in Abschiebehaft. Eine deutsche Studentin wurde zudem am Flughafen Newark gestoppt und abgewiesen, wie der «Spiegel» berichtet.
Eine Tätowiererin aus Berlin soll nach ihrer Einreise Ende Januar sogar sechs Wochen festgehalten worden sein.
Zudem wurde laut «The Guardian» einem französischen Wissenschaftler die Einreise in die USA verweigert. Dies, weil US-Grenzbeamte auf seinem Handy Trump-kritische Nachrichten in Chats gefunden haben sollen.
Deutschland passt Reisehinweise an, EDA nicht
In Europa hat das Folgen: Das Auswärtige Amt Deutschlands hat auf die Vorfälle reagiert und die Reisehinweise für die USA angepasst.
Es listet neu mehrere Umstände auf, die bei der Ein- oder Ausreise zu «Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung führen» können: «Vorstrafen in den USA, falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer bei Reisen.»

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA verzichtet hingegen auf eine Anpassung der Reisehinweise für die USA.
Das EDA teilte Nau.ch vergangene Woche mit, dass man keine Kenntnis von Schweizern habe, denen die Einreise verweigert wurde. Auch nicht von solchen, die sich in Abschiebehaft befänden.
Neuste Daten aus den USA zeigen zwar im Februar einen Rückgang bei ausländischen Besuchern gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent. Bei Schweizer Touristen beträgt der Rückgang sogar zehn Prozent (von 23'410 auf 21'056 Reisende).
Dennoch verzeichneten die USA diesen Februar mehr Schweizer Touristen als etwa im Februar 2023 (20'993).
Kurz: US-Reisen bleiben unter Schweizern gefragt. Das bestätigen auch diverse Reisebüros gegenüber Nau.ch
US-Reisebuchungen «über dem Vorjahr»
Oliver Howald vom Kuoni-Besitzer «Dertour Suisse» sagt: «Der Präsidenten-Wechsel in den USA hat sich nicht negativ auf die Buchungslage ausgewirkt. Die Buchungen bei Kuoni liegen derzeit mit einem kleinen zweistellig-prozentualen Plus über dem Vorjahr.»
Stornierungen, die auf die Präsidentschaftswahlen zurückzuführen wären, stellt das Unternehmen keine fest. Auch Einreiseprobleme hätten Kunden bisher nicht erlebt.
Aber: Bei USA-Reisen ist laut Howald wichtig, die Einreiseformulare richtig und wahrheitsgemäss auszufüllen.
Keine «allgemeine Verunsicherung»
Auch «Globetrotter» und «Knecht Reisen» berichten Nau.ch, dass die Nachfrage nach US-Reisen gross bleibt.
Es habe weder Stornierungen aus politischen Gründen noch Einreise-Probleme gegeben, sagt «Knecht Reisen»-Sprecher Matthias Reimann.
Und ergänzt: Üblicherweise seien Konsumenten kritisch genug, «politische Rahmenbedingungen, die eine Ferienreise in keiner Weise betreffen, und ihre persönlichen Reisepläne auseinanderzuhalten».

Die aktuelle Lage in den USA soll also keinen Einfluss auf die Ferien der Schweizerinnen und Schweizer haben.
Bei «Tui» sind die USA weiterhin eine beliebte Destination.
Aufgrund der aktuellen Berichterstattung gebe es zwar vereinzelte Fragen der Kundschaft. «Eine allgemeine Verunsicherung bei unseren Gästen stellen wir jedoch nicht fest», heisst es auf Anfrage.
Es sei aber grundsätzlich noch zu früh, um verbindliche Aussagen über die Nachfrageentwicklung bei US-Reisen zu machen.
Anders sieht es unter den befragten Reisebüros nur bei «Hotelplan» aus: Die Ex-Migros-Tochter verzeichnet einen Rückgang bei der Nachfrage nach US-Reisen.
Der wichtigste Grund dafür laut Mediensprecherin Muriel Wolf Landau: Nicht die Trump-Migrationspolitik, sondern die aktuelle Preissituation.

Vielerorts «sind die Preise für Unterkünfte, Aktivitäten und so weiter stark gestiegen.»
Betroffen seien insbesondere die Hauptregionen rund um die Nationalparks im Westen der USA, Kalifornien, Florida, New York City und Hawaii.
«Nicht grundsätzlich anders verhalten als zuvor»
Gibt es während US-Reisen trotzdem etwas speziell zu beachten?
«Tui» rät der Kundschaft, sich frühzeitig über die genauen Einreisebestimmungen für die USA zu erkundigen. Das Reisebüro stelle seinen Gästen jeweils einen Link mit den aktuellsten Einreisebedingungen zur Verfügung.
Reimann von «Knecht Reisen» ergänzt: Halte man die Reiseformalitäten ein und verhalte sich akzeptabel, «muss man sich grundsätzlich nicht anders verhalten als zuvor».