Die Freilichtspiele Zermatt feiern die Frauen am Berg

Keystone-SDA
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Bern,

Zum dritten Mal schon verwandelt sich der Riffelberg am Fusse des Matterhorns in eine Freilichtbühne. «Matterhorn: No Ladies, please!», das neue Stück der Freilichtspiele Zermatt, hat in diesem Jahr ungeahnte Aktualität erhalten.

Autorin und Regisseurin Livia Anne Richard während einer Probe zum Freilichtspiel «No Ladies Please!»: Das Spiel auf dem Riffelberg sei nicht vergleichbar mit jenem in einem Theater; angesichts des Matterhorns werde man demütig.
Autorin und Regisseurin Livia Anne Richard während einer Probe zum Freilichtspiel «No Ladies Please!»: Das Spiel auf dem Riffelberg sei nicht vergleichbar mit jenem in einem Theater; angesichts des Matterhorns werde man demütig. - sda - KEYSTONE/DOMINIC STEINMANN

Das Wichtigste in Kürze

  • Frauenstreik und #MeToo: Die Gleichbehandlung der Geschlechter dominierte den gesellschaftlichen Diskurs des vergangenen Jahres.

Damit fügt sich das neue Theaterstück der Freilichtspiele Zermatt bestens in das Zeitgeschehen: «No Ladies, please!» handelt von der ersten Frau, die 1871 wider alle Konventionen das Matterhorn bestieg.

Die Berner Regisseurin Livia Anne Richard ist allerdings weder auf den Frauenstreik-Zug aufgesprungen - auch wenn sie selber gestreikt hat - noch erzählt sie in erster Linie eine Bergsteiger-Biografie. «Die Geschichte der Engländerin Lucy Walker ist nur einer der Aufhänger des Stücks», sagt die Leiterin des Gurten-Theaters im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Zwar musste sich Walker bei ihrer Besteigung des Matterhorns über allerlei Widerstände hinwegsetzen. Doch auch mit den Frauen im Bergdorf Zermatt geschah einiges zu dieser Zeit. «Plötzlich waren da diese reichen, wohlriechenden Damen im Ort, die den Bäuerinnen ihre Männer als Bergführer abspenstig machten.» Das habe viel Konfliktpotenzial geborgen, denn die Frauen mussten sich mit einem Mal alleine um Hof und Haus kümmern.

«Mich interessiert, was diese Veränderungen damals im Dorf Zermatt auslösten», sagt Richard. Neben der Pionierin Walker, gespielt von Theater-Matte-Leiterin Corinne Thalmann, nimmt das Zermatter Mädchen Lina (Tina Müller) eine wichtige Rolle ein - mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Vieles im Stück ist Fiktion: Zwar bestieg Lucy Walker tatsächlich als erste Frau das Matterhorn. Doch weil sie eben eine Frau war, existieren nur wenige Publikationen über sie. So musste Richard «mit Fantasie das Fleisch an den Knochen bringen».

«No Ladies, please!» ist die dritte Produktion der Zermatter Freilichtspiele, die alle zwei Jahre stattfinden und die ersten beiden Male viel Publikum auf 2600 Meter über Meer lockten.

Als Teil der «höchstgelegenen Freilichtspiele Europas», wie Zermatt wirbt, hat die Crew keine leichte Aufgabe. Einerseits ist da das Wetter am Berg, dem Darsteller und Kulissen schutzlos ausgeliefert sind. «Wir wechseln bei den Proben manchmal an einem Tag zwischen T-Shirt und mehreren Kleiderschichten», erzählt Richard.

Bei den Proben sind Murmeltiere und Schafe Zaungäste, während der Berg über allem thront. Für Richard ist das Spiel auf dem Riffelberg nicht vergleichbar mit jenem in einem Theater. «Man wird demütig angesichts des Matterhorns.»

Auch logistisch sind die Freilichtspiele eine Herausforderung. Jedes einzelne Kabel, jedes Requisit muss mühselig auf den Berg transportiert werden. So etwa auch das Alphorn von Musikerin Eliana Burki, die nicht nur für die Musik verantwortlich zeichnet, sondern auch eine Rolle im Stück übernommen hat.

Doch nun, eine gute Woche vor der Premiere am 11. Juli, ist alles bereit. 40 Vorstellungen stehen für das Ensemble, das aus Profis und Laiendarstellern besteht, auf dem Programm.

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