Diebstahl-Schild auf Türkisch: «Otto's» in Kritik
In einer Otto's-Filiale wird auf Türkisch erklärt, was bei Diebstählen droht. Dafür gibts Kritik vom Rassismus-Experten. Der Detailhändler erklärt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Diebstahl-Warnung auf Türkisch und Kroatisch sorgt für Kritik.
- Der Anti-Rassismus-Experte Giorgio Andreoli sieht darin einen «Generalverdacht».
- Der Detailhändler Otto's sagt, dass das Plakat längst nicht mehr hängen sollte.
«Kim bu magaza'dan bir sey calarsa, polise ceza göstergesi yapilir.» Heisst so viel wie: Wer etwas aus diesem Laden stiehlt, wird der Polizei gemeldet. Auf Türkisch.
Ein Diebstahl-Warnschild aus einer Otto's-Filiale in Münsingen BE sorgt für Diskussionen. Dass in Garderoben von Kleiderläden in der Schweiz gewarnt wird, was bei Diebstahl passiert, ist zwar üblich. Die Sportabteilung des Detailhändlers setzt aber statt auf Englisch auf die Fremdsprachen Türkisch und Kroatisch.
Problematisch, findet Giorgio Andreoli, Gründer der Organisation «Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus» (gggfon). «Es gibt definitiv andere Möglichkeiten, dieses Problem anzugehen ...»
Die Fachperson für Diskriminierungsschutz führt aus: «Die Landessprachen hätten ausgereicht. Wenn eine Sprache hinzugefügt wird, dann wäre Englisch angebrachter. Ansonsten steht implizit eine Menschengruppe unter Generalverdacht.»
Das Schild wird als «nicht mehr zeitgemäss» betrachtet. Andreoli empfiehlt Otto's, das Schild «neutraler» zu gestalten.
Zum Beispiel: «Anschreiben nur in Deutsch, da sich der Laden in Münsingen befindet. Zusätzlich kann mit Piktogrammen gearbeitet werden.»
Otto's erklärt: «Plakat hätte längst entfernt werden müssen»
Auch bei Otto's gibt man Andreoli recht. Man sei sich bewusst, dass dieses Schild nicht mehr zeitgemäss sei, versichert Direktionsassistentin Angela Schnyder. «Bei diesem Plakat handelt es sich um eine alte Version, die längst aus allen Filialen hätte entfernt werden müssen.»
Ursprünglich sei der Gedanke gewesen, Kunden darauf hinzuweisen, welche Konsequenzen sie im Falle eines Diebstahls erwarten. «Das haben wir damals in jenen Sprachen getan, die von den meisten Kunden gesprochen wurden.»
Schnyder stellt klar, dass man niemanden diskriminieren will. Heute würden die Plakate in dieser Form – eigentlich – nicht mehr existieren.