Dieter Behring (†63) der Finanzjongleur sah sich immer als Opfer
Das Wichtigste in Kürze
- Dieter Behring ist Anfang März gestorben.
- Der Finanzjongleur gab in den 90ern an, die Entwicklung der Börse vorauszusehen.
In den 90ern galt Dieter Behring als Wunderkind. Das kam nicht von ungefähr. Der gelernte Laborant versprach nicht weniger, als den «genetischen Code» der Börse geknackt zu haben.
Das «System Behring» lockte mit Traumrenditen und versprach hohe Sicherheit. 2000 Personen haben zwischen 1998 und 2004 dem Finanzjongleur ihr Geld anvertraut. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete das System später als «Umlageverfahren» und «Scheingebilde».
Behring, immer in schwarz gekleidet, galt erst als Geheimtipp. Über Präsentationen erhielt er Kontakt zu Anlegern. Manche kamen aus vermögenden Basler Kreisen und zahlten ein paar tausend Franken Spielgeld ein. Andere plünderten für das «System Behring» ihre Pensionskasse.
Jubel von Journalisten
Schweizer Journalisten bezeichneten ihn als «genial erfolgreich» oder «willensstarken Aufsteiger». Fachleute verstanden Behrings Software nicht genau. Geld floss trotzdem.
Der Zwei-Meter-Hüne. kaufte sich eine Mega-Villa in der Basler Innenstadt. Unterirdisches 25-Meter-Schwimmbecken und Auto-Lift inklusive. Kostenpunkt: Rund 30 Millionen Franken.
Der Lack begann abzubröckeln, als die britische «Sunday Times» 2004 über Dieter Behring berichtete. Es ging um ein Edel-Dinner, dass der Finanzjongleur für sich uns sechs Freunde abhielt. Kostenpunkt 100'000 Franken. Ein Grossteil davon gab Wein-Liebhaber Behring für edle Pétrus-Weine aus.
Plötzlich wurden die Traumrenditen hinterfragt. Ins Schussfeld gerieten auch die SP-Politiker Anita Fetz und Roberto Zanetti. Beide waren Stiftungsräte von Pro Facile, welche Darlehen in Behring-Fonds steckte.
Mitbeschuldigte ausgeklammert
Innert weniger Wochen brach das «System Behring» zusammen. Geld fehlt überall. Behring beschuldigte seine Partner, Millionen verschwinden lassen zu haben. Er selbst sah sich immer als Opfer.
Dieter Behrings Kunden verloren 800 Millionen Franken. Hunderte Millionen sind heute noch verschollen. Trotz einer 12-jährigen Untersuchung. Die neun Mitbeschuldigten wurden ausgeklammert, am Schluss konzentrierte sich die Ermittlung nur auf den Mann in schwarz.
Dieter Behring wurde 63
Dafür gab es Kritik, weit über Behrings Anwälte hinaus. Doch das nützte nichts. Der Finanzjongleur wurde 2016 vom Bundesstrafgericht zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Behring zog den Fall weiter, scheitere vergangenen Dezember aber auch vor dem Bundesgericht.
Seine Strafe aber trat er nie an. Anfang Jahr musste Behring wegen einer Leberzirrhose ins Spital. Der 63-Jährige ist Anfang Woche verstorben.