Digitec Galaxus lässt Arbeiter bis zum Zusammenbruch schuften
Der Druck ist gross: Digitec Galaxus verzeichnet im Logistikzentrum in Wohlen AG 2020 und 2021 jeweils 30 Fälle, bei denen die Betriebssanität ausrücken musste.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Logistikzentrum von Digitec Galaxus in Wohlen AG stehen die Arbeiter unter Druck.
- Mit einem Ampelsystem wird geschaut, dass die Angestellten ihren Sollwert erreichen.
- Rund 30 Mal pro Jahr gibt es einen Fall von Übelkeit, Kreislauf- oder Blutdruckproblemen.
Digitec Galaxus ist der grösste Onlinehändler der Schweiz. Doch für den Erfolg müssen scheinbar einige Opfer erbracht werden. Besonders in der Logistikabteilung soll es des Öfteren vorkommen, dass jemand zusammenklappt.
Eine Recherche des «Blick» hat mit mehreren Angestellten von Digitec Galaxus gesprochen. Sie alle erzählen von einigen Missständen im Logistikzentrum in Wohlen, Aargau.
Digitec Galaxus macht mit Ampelsystem Druck
Für Logistikmitarbeiter gibt es ein automatisches Ampelsystem. Scannt man pro Stunde mehr als 205 Artikel, leuchtet diese grün auf – so muss es sein. Unter diesem Sollwert leuchtet die Ampel allerdings gelb oder rot. Wer über längere Zeit nicht im grünen Bereich liegt, kriegt «Probleme», schlimmstenfalls droht sogar die Kündigung.
Als Logistikarbeiter stehe man ständig unter Beobachtung. Die Schichtleiter haben ein wachsames Auge auf die Mitarbeiter. Jede kürzere Pause werde sofort von den Vorgesetzten angesprochen. Für WC- und Zigaretten-Pausen müsse man sich abmelden, beim Rauchen gilt das Ausstempeln als Pflicht.
30 Leute klappen pro Jahr zusammen
Im Sommer führe das Schleppen der Pakete öfters zu Zusammenbrüchen. Das erzählt die Betriebssanitäterin des Logistikzentrums in Wohlen. «Alle paar Tage» soll jemand zusammenklappen.
Digitec Galaxus bestreitet die Vorwürfe nicht. Mediensprecher Stephan Kurmann bestätigt: «2020 und 2021 gab es im Logistikzentrum Wohlen jeweils rund 30 dokumentierte Fälle von Übelkeit, Kreislauf- oder Blutdruckproblemen.» So oft musste die Betriebssanität ausrücken. Kurmann betont, die Fallzahlen seien im Branchen-Vergleich dennoch tief: «Die Fallzahlen in der Logistik sind gleich hoch wie im Büro.»