Die Digitalisierung verändert die Musikwelt. Ein britischer Autor befürchtet, dass den Kindern der Bezug zur Musik abhandenkommt. Aber nicht alle sehen das so.
Kind Musik
Ein Kind hört Musik über ein Handy. Aus der Sicht mancher Eltern keine optimale Lösung. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Haben es Kinder in einer digitalisierten Welt schwerer, den Zugang zur Musik zu finden?
  • Ja, sagt ein britischer Autor – und befürchtet, dass die Liebe zur Musik verschwindet.
  • Seine These stösst jedoch bei anderen Experten auf Widerspruch.
Ad

Viele könnten sich ein Leben ohne Musik wohl kaum vorstellen. Ob beim Pendeln, während dem Sport oder zu Hause im Bett: Taylor Swift, AC/DC oder Nemo können den Alltag angenehmer machen.

Für die meisten heute erwachsenen Personen gehörten CD-Player oder Radiogeräte im Kindesalter zum Alltag. So konnte man als kleiner Knirps schon selbstständig, aber auf sichere Art und Weise, die Radio-Charts hören. Oder auf dem Kasettli die Lieblingsband.

Anders sieht es in der digitalisierten Welt aus, schlägt «Guardian»-Kolumnist und DJ Oliver Keens nun Alarm. Denn Kinder würden heutzutage kaum mehr Zugang zu Musik haben – und so die Liebe dazu verlieren!

Musik
Streaming-Dienste prägen das Musik-Business.
Handy
In der digitalisierten Welt ist es nicht immer einfach, noch Musik zu hören, sagt ein Autor.
Musik Kind
Gerade Kinder würden so den Zugang zur Musik verlieren.
CD
Früher, wo CDs noch verbreiteter waren, sei es einfacher gewesen.
Kind Musik
Nicht alle sind jedoch mit dieser These einverstanden.

Das Hauptargument des Autors: Mittlerweile fehlen reine Musikgeräte oft im Haushalt. Statt Radio und CD-Player braucht man heute etwa ein Handy sowie Zugang zu einem Streamingdienst, um Musik abzuspielen.

Die Eltern müssten den Kindern also schon früh erlauben, ein digitales Gerät und einen Zugriff für eine Streamingplattform zu besitzen. Das können oder wollen viele nicht – und so bleibt den Kindern das selbstständige Musikhören, das früher normal war, verwehrt.

Klingt logisch, allerdings sind nicht alle mit dieser These einverstanden.

Experte: Digitalisierung vereinfacht das Musikhören

Pascal Streule von der Fachgruppe Medienpsychologie der ZHAW widerspricht gegenüber Nau.ch. Er findet, die Befürchtung, dass Kinder den Bezug zur Musik verlieren, sei «überhaupt nicht gerechtfertigt».

Laut dem Experten ist sogar eher das Gegenteil der Fall. Streule sagt: «Ich würde argumentieren, dass es, auch für Kinder, nie einfacher war, neue Musik zu entdecken und den eigenen Musikgeschmack zu entwickeln.»

Wie hörst du am liebsten Musik?

Einerseits seien CDs immer noch weit verbreitet und CD-Player immer noch verfügbar. Zudem sei es immer einfacher geworden, Musik als MP3-Dateien herunterzuladen.

Diese können auf MP3-Playern gespeichert werden, die dann auch für Kinder leicht zu bedienen seien. Dazu kommen mittlerweile andere Geräte, extra für Kinder, die mit einem Album oder einem Hörspiel verknüpfbar sind.

Auch das Argument, dass Kinder früher weniger auf ihre Eltern angewiesen waren, um Musik zu hören, ist für Streule wenig überzeugend. Er führt aus: «Gerade jüngere Kinder sind sehr wahrscheinlich darauf angewiesen, dass Eltern die CDs und Kassetten bereitstellen.»

Musik hören ist wichtig – egal ob analog oder digital

Ähnlich sieht es die Kinder- und Jugendstiftung Pro Juventute. Mediensprecherin Anja Meier sagt gegenüber Nau.ch, dass man die These des verlorenen Musik-Zugangs bei Kindern so nicht unterschreiben könne.

«Kinder haben heute über viele verschiedene Kanäle Zugang zur Musik, zum Beispiel dank Streamingplattformen. Also ist vielleicht eher das Gegenteil der Fall», erklärt Meier. Dass der Zugang früher einfacher war, sei auch nicht wirklich untersucht.

Musik
Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten, Musik zu hören. - Depositphotos

Klar ist in jedem Fall: Musik wirkt sich positiv auf die Entwicklung des Kindes aus. «Ob man diese analog oder digital hört, ist dann eher zweitrangig», sagt Meier.

Man muss jedoch anfügen, dass gerade der Streaming-Bereich noch ziemlich neu ist und immer noch Fragen offen sind. Man kann also davon ausgehen, dass das Thema in Zukunft weiterhin für Diskussionen sorgen wird – auch in der Forschung.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DigitalisierungTaylor SwiftSwiftLiebeAC/DCNemoDJ