Dorfläden sollen Personal mit Gesichtsscanner ersetzen
Viele Dorfläden gehen Konkurs: In Cerniat FR gibt es nun einen Laden ohne Personal – dafür mit Gesichtserkennung. Die Berghilfe fordert mehr solche Konzepte.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Dorfläden kämpfen ums Überleben – sie machen zu wenig Umsatz.
- In Cerniat gibt es nun ein Konzept, das mit Gesichtserkennung ohne Personal funktioniert.
- Nau.ch hat bei einer Expertin nachgefragt, wie es um den Datenschutz steht.
Während der Corona-Pandemie erlebten Dorfläden kurzzeitig einen Boom. Vermehrt wurde regional eingekauft. Doch das flacht nun wieder ab. Trotz Unterstützung der Berghilfe Schweiz müssen kleine lokale Läden vermehrt schliessen und Konkurs anmelden.
In Cerniat FR versucht sich Guy Maradan jetzt an einem anderen Konzept: In dem Dorf mit etwas mehr als 350 Einwohnern steht jetzt ein Dorfladen ganz ohne Personal.
Dieses wird hier von einem Computer ersetzt, wie «SRF Schweiz Aktuell» berichtet. So kann viel Geld gespart werden.
Gesichtserkennung und Überwachungskameras
So funktioniert's: Mit einer Registrierung kann die Filiale betreten werden – per Gesichtserkennung. Das Sortiment ist zwar klein, die Auswahl dafür regional. Drin ist alles per Videokamera überwacht. Personal wird nicht benötigt – auch nicht an der Kasse, dort wird per Self-Checkout bezahlt.
Das Konzept habe zwei Jahre gedauert und sei sehr komplex gewesen, so Maradan, Präsident der Dorfladengenossenschaft. Auch dieser Dorfladen wird von der Schweizer Berghilfe unterstützt. «Jetzt sind wir so weit, dass wir die Kosten decken. Aber wir müssen uns in den nächsten Jahren weiterentwickeln, um Gewinn zu machen.»
Hybride Dorfläden: «Ein Zukunftsmodell»
Kann mit diesem Konzept das Sterben von Dorfläden verhindert werden?
Ivo Torelli, Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizer Berghilfe, sagt: «Wir unterstützten in den letzten Jahren ungefähr 30 Dorfläden. Die wenigsten haben das digitale Modell, aber wir glauben, das ist ein Zukunftsmodell.»
Einerseits sei es wichtig, dass man den Umsatz im Griff habe. «Hier ist die Genossenschaft zentral: Die Menschen, die Genossenschafter sind, kaufen bei sich selbst ein.» Andererseits könne man damit die Kosten tief halten: «Man braucht wenig Personal.»
Mit Gesichtserkennung und Überwachungskameras soll also Geld gespart werden. Doch wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Weiss plötzlich jeder vom Dorf, wer wann und was eingekauft hat?
Nau.ch hat bei der Juristin Ursula Uttinger der Hochschule Luzern nachgefragt. «Grundsätzlich kennt man die Leute auch sonst im Dorf. Die ‹soziale Kontrolle› wird ersetzt durch die elektronische Kontrolle», so Uttinger.
Transparente Kommunikation wichtig
Wichtig sei, dass transparent kommuniziert wird, was aufgenommen werde. «Sinnvollerweise gibt es ein Reglement, aus dem hervorgeht, wer Zugriff auf Daten hat und wie lange die Daten aufbewahrt werden.»
Zudem werde «die gesamte Bevölkerung immer transparenter». Das sei bereits heute so, wenn man nicht mehr mit Bargeld, sondern mit Karte oder Twint bezahle.
Doch die Juristin betont: «Wichtig ist, dass Daten verantwortungsvoll genutzt werden und der Zweck nicht plötzlich ausgeweitet wird.»