Dritter Lockdown in der Schweiz? Das meinen die Ökonomen
Was passiert, wenn es in der Schweiz zu einem dritten Lockdown kommt? Wirtschafts-Experten suchen Antworten und teilen ihre Prognosen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Fallzahlen steigen auch in der Schweiz weiter stark an.
- Die Frage, ob es zu einem weiteren Lockdown kommt, wird immer dringlicher.
- Wirtschafts-Experten versuchen die Auswirkungen einzuschätzen.
In Österreich ist ein dritter Lockdown bereits Realität und auch in Deutschland wird schon rege darüber diskutiert. In der Schweiz beginnen ebenfalls viele Menschen damit, sich mit einem möglichen dritten Lockdown zu befassen. So auch Wirtschafts-Experten, die über die möglichen Auswirkungen geteilter Meinung sind.
Lockdown wäre anders als im Frühling 2020
Wer schon die Bilder der leeren WC-Papier-Regale und die chaotischen Homeoffice-Szenen im Kopf hat, kann beruhigt werden. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP meint Jan-Egbert Sturm, Direktor der KOF Konjunkturforschungsstelle: «Wir dürfen nicht den Fehler machen, einen weiteren Lockdown mit dem ersten vom Frühling 2020 zu vergleichen.»
Wir hätten gelernt, mit dem Virus umzugehen und würden nicht mehr gleich reagieren. Ausserdem hätten die Unternehmen durch die gesammelten Erfahrungen flexiblere Möglichkeiten, mit einer Homeoffice-Verordnung umzugehen, glaubt auch Credit-Suisse-Chefökonom Claude Maurer.
Im dritten Quartal dieses Jahres, hat das BIP wieder das Vorkrisenniveau übertroffen und um 1,7 Prozent zugenommen. Maurer ist positiv überrascht über die schnelle Erholung der Schweizer Wirtschaft.
Der CS-Ökonom findet: «Es ist erstaunlich, dass das BIP-Niveau und die Beschäftigung inzwischen bereits wieder über Vorkrisenniveau sind. Die Arbeitslosigkeit ist gesunken und die Kurzarbeit wird viel weniger in Anspruch genommen.»
Schlimmere Folgen als letzten Winter
Die Zukunft mit einem weiteren Lockdown sehen aber nicht alle so rosig. Dazu gehört beispielsweise der Ökonom Klaus Wellershoff von «Wellershof&Partners». «Vielleicht kommt jetzt durch einen dritten Lockdown nochmals so ein Rückschlag.»
«Dann rechne ich wegen des schwachen Ausgangspunktes mit schlimmeren Folgen für die Wirtschaft, als im vergangenen Winter.» Wellershoff zufolge, würde es für viele Unternehmen um die Existenz gehen.
Credit-Suisse-Ökonom Maurer macht einen grossen Unterschied zwischen lockeren Verschärfungen und einem strengen Lockdown. Massnahmen müssten wohlüberlegt sein und dazu müsse die Politik den richtigen Mittelweg finden.
Richtige Dosis bei Massnahmen entscheidend
Denn: «Wenn wir zu wenig reagieren, trauen sich die Leute nicht mehr ins Restaurant. Wenn wir aber zu hart reagieren und wieder alles schliessen, fallen die Umsätze ohnehin weg.»
Auch Wellershoff fordert nur Massnahmen, von denen die Wirksamkeit bereits nachgewiesen ist. «Wichtig ist, dass die Massnahmen mit Augenmass und vor allem evidenzbasiert getroffen werden, um die Gesundheitslage im Griff zu behalten.»
Ein Punkt ist allen dreien aufgefallen. Dass zum Beispiel an manchen Veranstaltungen eine freiwillige Maskenpflicht eingeführt wurde, beweise die Selbstverantwortung der Bevölkerung.
Durch solche freiwilligen Gesten regulierten sich die Fallzahlen ohne Eingriff der Politik. Mit der sich weiter verschärfenden Corona-Lage ist aber fraglich, ob dies ausreicht.