E-Trottis werden in Zürich zur Stolperfalle für Blinde
E-Trottinett-Anbieter vergrössern ihr Netz in der Schweiz. Doch die liegen gelassenen Fahrzeuge bergen oft eine grosse Gefahr für Blinde und Sehbehinderte.
Das Wichtigste in Kürze
- In den Schweizer Städten vergrössert sich das Netz an E-Trottinetts immer weiter.
- Oftmals werden die Geräte einfach auf den Gehweg gestellt oder sogar hingelegt.
- Der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband ärgert sich über die Stolperfallen.
E-Trottinetts werden in den Schweizer Städten immer populärer. Viele Anbieter weiten ihr Netz mittlerweile aus und vergrössern damit die Menge an zur Verfügung stehenden Geräten.
Doch nicht immer landen die E-Trottis wieder dort, wo sie hingehören. Das Free-Floating-System sorgt zwar dafür, dass die Fahrzeuge überall verfügbar sind, wo sie nach dem Gebrauch hingestellt werden. Doch oft stellen oder legen sie die Nutzer einfach irgendwo hin, sodass sie schliesslich im Weg stehen – häufig auch auf dem Blindenleitsystem.
Blindenverband: E-Trottis ein «grosses Ärgernis»
Über dieses Problem ärgert sich auch der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV). Wie Martin Abele, Bereichsleiter Interessenvertretung, gegenüber Nau.ch erklärt, diskutiere man zurzeit rege über dieses «grosse Ärgernis». «Für sehbehinderte Menschen sind E-Trottis, die im Weg stehen eine Gefahr.»
Der SBV stehe in Kontakt mit den Behörden verschiedener Städte. Laut Abele ist jedoch unklar, was man überhaupt tun könne. Man versuche es vonseiten der Stadtpolizei Zürich beispielsweise mit Flyern für die Nutzer oder verteile sogar Bussen.
Gemäss Abele liegt das Problem im Free-Floating-Prinzip, das es den Nutzern erlaubt, die Trottis an einem x-beliebigen Ort stehenzulassen. Dadurch werden diese zu Stolperfallen für sehbehinderte Menschen.
Kommunikation zwischen Stadt und Anbietern läuft gut
Auch für Robert Soos, Kommunikationsleiter bei der Stadt Zürich, sind die auf dem Blindenstreifen stehenden E-Trottis «unglücklich».
Die Geräte werden laut Soos grundsätzlich korrekt abgestellt, können jedoch von Drittpersonen oder dem schlechten Wetter umgestossen werden. Ab und zu landen gewisse E-Trottinetts auch in Gewässern. In all diesen Fällen trifft den Anbieter aber keine Schuld.
Fussgänger sollen durch die Fahrzeuge so wenig wie möglich gestört und verärgert werden. Deshalb werden falsch stehende Trottis von der Stadt jeweils dem Anbieter gemeldet und dieser stellt sie dann um oder sammelt sie ein.
Lime: Trottis «in einer Stunde» umgestellt
Auch die Kommunikation zwischen den Anbietern und der SBB funktioniert ähnlich. Laut SBB-Mediensprecher Martin Meier kontaktiere man diese via E-Mail oder Telefon. Dies klappe bisher sehr gut. Die Anbieter räumen die liegen gelassenen Geräte nach der Meldung jeweils weg.
Der Anbieter Lime verspricht etwa, dass das E-Trottinett «in den meisten Fällen innerhalb von maximal einer Stunde» umgestellt wird. Dies schreibt Estuardo Escobar, General Manager bei Lime Schweiz, auf Anfrage von Nau.ch.
SBV-Appell an die Trotti-Anbieter
Martin Abele richtet letztlich seinen Appell an die Trottinett-Betreiber: Sie müssen dafür sorgen, dass «der Weg für Blinde und Sehbehinderte nicht zu einem Hürdenlauf wird». Schliesslich liege die Verantwortung gegenüber den Fussgängern vor allem bei den Anbietern.