EDA hat mehrfach unkorrekt über Cassis' Glencore-Besuch informiert
Der SRF-Ombudsmann Roger Blum (74) weist eine Beschwerde des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten zurück und erhebt selbst Vorwürfe.

Das Wichtigste in Kürze
- Der SRF-Ombudsmann Roger Blum weist Beanstandungen des EDA zurück.
- Er könne diese «beim besten Willen nicht unterstützen».
Roger Blum (74) ist SRF-Ombudsmann. Er kann die Beanstandungen des EDA zur Berichterstattung der SRF-Medien «beim besten Willen nicht unterstützen». Es geht dabei um den Besuch von Aussenminister Cassis in einer Glencore-Mine. SRF habe «professionell» gearbeitet, das EDA «dilettantisch» meint Blum.
Jean-Marc Crevoisier ist Sprecher des Eidgenössischen Departementes für auswärtige Gelegenheiten (EDA). Er hatte beim SRF-Ombudsmann Roger Blum (74) eine Berichterstattung vom SRF beanstandet. Dabei ging es um den Besuch von Bundesrat Ignazio Cassis im Januar 2019 in einer Kupfermine von Glencore in Sambia.
Aussagen von Cassis in einem Interview seien falsch interpretiert respektive manipuliert worden. Dies mit dem Ziel, eine Polemik auszulösen, so die Eingabe des EDA-Mannes an Blum.
Das Interview wurde am 12. Januar im «Echo der Zeit» ausgestrahlt und auf SRF.ch am 17. Januar online weiterverwertet.
Allerdings korrigiert SRF in ihrer Berichterstattung gemäss Blum die Verlautbarungen aus dem EDA zu Recht: «Es war richtig, die Verwedelungen und Unklarheiten klarzustellen.» Es falle ihm schwer, so Blum, in seiner «eigenen Bewertung der Berichterstattung», nur einen Kommentar zu SRF abzugeben. Und keinen zum Verhalten des Aussenministers und seiner Kommunikationsabteilung.
«Mehrfach unkorrekte Informationen»
Das EDA habe im Kontext des Glencore-Besuches der Öffentlichkeit «mehrfach unkorrekte Informationen» vorgesetzt. Zu diesem Schluss kommt Blum in seiner am Montag veröffentlichten Antwort auf die Beanstandung. Es sei Aufgabe des Journalismus, Informationen der Behörden zu hinterfragen. Erst recht sei es Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, falsche Informationen seitens der Behörden richtig zu stellen.
Die Kommunikationsabteilung des EDA habe nach Cassis' Besuch euphorische Tweets abgesondert. Das Unternehmen habe diese nachher für seine PR benutzt, so Blum. In den EDA-Verlautbarungen war davon die Rede, dass Glencore die Abgas-Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vollumfänglich einhalte.
Keine Gespräche mit lokalen NGO
Als unwahr, beziehungsweise missverständlich, erwies sich laut Blum auch eine Angabe von Cassis im Echo-Interview: Dass das EDA darüber auch mit lokalen Nichtregierungsorganisationen (NGO) gesprochen habe. Tatsächlich gab es im Vorfeld des Besuchs von Cassis in der Hauptstadt Lusaka Kontakte von EDA-Vertretern mit Vertretern zweier NGO.
Bei beiden handelte es sich gemäss SRF jedoch nicht um lokale Organisationen. Diese setzten sich zudem auch nicht mit dem Kontext der Kritik, der Umweltbelastung, auseinander.